Die Handlung:
Mit seinem herausragenden Talent zieht Jeff Rodgers schon in frühen Jahren die Aufmerksamkeit der CIA auf sich. So sind die vielen glücklichen Fügungen in seinem Leben inszeniert, um Jeff zu steuern und um ihn für die „richtigen“ Leute arbeiten zu lassen. Die Programmierung von selbstfahrenden Autos und den in jedem Menschen implantieren Chip fallen in Jeffs Aufgabengebiet. So muss er schwierige Entscheidungen treffen und zwischen Moral und dem Glück seiner Familie balancieren.
Selbstfahrende Autos – Nur Science Fiction?
Selbstfahrende Autos sind der Realität bereits heute sehr nahe. Die Zeit zum Pendeln in die Arbeit beispielsweise könnte so sinnvoller genutzt werden. Aber auch lange Urlaubsfahrten mit Kindern könnten mit selbstfahrenden Autos wesentlich unterhaltsamer gestaltet werden. Christiane Landgraf zeigt neben diesen schönen Seiten der selbstfahrenden Autos auch die potentiellen negativen Konsequenzen auf. Dabei stellt sie viele ungeklärt Fragen rund um die Moral und die gottesähnliche Macht, die den Programmieren in die Hand gelegt wird. Schließlich entscheiden sie mit komplizierten Algorithmen in Unfallsituationen über Leben und Tod.
Social Rating:
Die zweite angeschnittene Thematik sind implantierte Chips, die nicht nur Gesundheitsdaten sondern sämtliche relevante Daten rund um eine Person, wie beispielsweise Finanzdaten, speichern. Automatisierte Vorsorgeuntersuchungen, die bei einer Verweigerung zu erhöhten Versicherungsbeiträgen führen, sind nur eine mögliche Folge der gefährlichen Chips. Denn am Ende des Tages könnten mit derartigen Chips der Wert eines Menschen errechnet werden. So wäre ein alter oder kranker Mensch weniger wert sein ein gesunder Zwanzigjähriger.
Die Charaktere:
Intensiv werden zu Beginn des Buches die einzelnen Charaktere vorgestellt. Der Leser erhält ein sehr umfassendes Bild über die beteiligten Personen. Die Gefühle aber auch Entwicklungen und Lebenswege werden gezeigt, um so die Handlungen bzw. Entscheidungen besser nachvollziehen zu können. Dies führt jedoch dazu, dass beinahe die erste Hälfe des Buches die Einführung der Charaktere stattfindet. Dieser gründliche Aufbau lässt die Vermutung aufkeimen, dass „Social Rating“ nicht nach einem Band abgeschlossen ist.
Leider kommen für meinen Geschmack dabei die selbstfahrenden Autos etwas zu kurz. Christiane Landgraf hat sehr gut recherchiert und stellt ihre Zukunftsszenarien logisch dar. Umso trauriger, dass dann die Einführung der Charakter so viel Platz einnimmt.
Weniger Sex ist manchmal mehr:
Manchmal habe ich das Gefühl, dass ein ungeschriebenes Gesetz für jeden guten Thriller eine Sexszene verlangt. Dabei werden diese oft an ungünstigen Stellen hineingeflickt. Nach dem „Shades of Grey“-Hype muss dann auch alles noch sehr detailliert dargestellt werden. Christiane Landgraf stellt die von Leidenschaft und Lust dominierte Beziehung zwischen Tracy und Mike sehr gekonnt dar. Lediglich die Sexszenen zu Anfang ihrer Beziehung sind etwas zu lange und wären mit weniger Details reizvoller. Die Spannung wäre durch ein zurückziehen im richtigen Moment spürbarer als das voyeuristische mit ins Bett steigen gewesen.
Fazit:
Christiane Landgraf zeigt in einem spannenden Cyber-Thriller deutlich die Gefahren auf, die selbstfahrende Autos, aber auch implantierte Chips haben können. Dabei merkt man die gute Recherchearbeit, die hinter „Social Rating“ steckt. Die sehr lange Einführung der Charakter lässt weitere Bände vermuten. Dadurch keimt auch die Hoffnung auf, dass sich die zukünftigen Bände mehr mit der Technik und ihren Auswirkungen beschäftigen. Denn leider ist das Buch zu Ende als Christiane Landgraf so richtig in Fahrt kommt und beginnt alle Elemente auszuspielen die ein guter Cyber-Thriller benötigt.
[…] Weitere Blogger-Meinungen zu dem Buch Buchherz | Lesefreude […]