Brust: Geschichte eines politischen Körperteils – Anja Zimmermann

Obwohl nur als sekundäres Geschlechtsmerkmal kategorisiert steht sie im Interesse der Öffentlichkeit. Je nach Kulturkreis anders, auf jeden Fall viel diskutiert. In“Brust – Geschichte eines politischen Körperteils“ geht Anja Zimmermann dissem Körperteil und der Bedeutung auf den Grund.

Einige der spannendsten Erkenntnisse möchte ich mit euch teilen, um Lust auf das Buch zu machen.

So wurde „Mutterliebe“ erst Ende des 18. Jahrhunderts in philosophischen, aber auch medizinischen Diskursen beschrieben. Die Ernährung beziehungsweise das Stillen waren immer wieder heiß diskutierte Themen. Die Mutter musste rein sein und das bedeutet unter anderem und je nach Ort sowie Zeit beispielsweise keine schmutzigen Gedanken zu haben. Ansonsten war es ratsamer die Milch oder Brust einer Amme zu verwenden oder auch einer Ziege. Immer wieder machten geschichtlich auch Männer, die stillen die Runde. Wenngleich die Beiweislage dafür verwoben ist. Ein komplexes Themen.

Ebenso wie die Darstellung der Brust in der Kultur. Von Amazonen über die Venus von Willendorf und mehr. Auffallend ist die Darstellung und was uns diese für das Verhalten impliziert. Man vergleiche nur einmal die kraftvolle, selbstbewusste Haltung des nackten Hermes mit der schamhaften Aphrotide nach Praxiteles. Gewiss ist, dass uns über Jahrtausende so Verhaltensweisen antrainiert wurden und werden.

In der jüngeren Geschichte sorgten Frauen als Akt der Selbstbefriedung, Provokation und Aufmerksamkeit für Aufsehen mit dem Zeigen der nackten Brust. Etwas das bei Männern heute nach wie vor normal ist, erregt bei Frauen noch immer die Öffentlichkeit.

Dabei ist es gar nicht so einfach zu „Wissen“ wie viele Nacktheit angebracht ist. Während 2016 in Frankreich eine Frau am Strand gezwungen wurde sich zu entkleiden und ihren Burkini abzulegen – Unter dem Denkmantel der „Freiheit“ – sorgte nur drei Jahre später hingegen die Aktivisten und Kapitänin Carola Rackete für einen Skandal, als sie ohne BH zu einem Gerichtstermin erschienen. Wie viel Stoff oder nicht Stoff ist also gesellschaftlich angemessen?

Fazit

★★★★☆

„Brust“ ist ein spannender Diskurs mit jeder Menge Einblick in ein sekundäres Geschlechtsmerkmal, das gar nicht so sekundär ist. Ein Buch, das ich gerne weiterempfehlen wenngleich es zwischen durch seine Längen hat.

Der Wagenbach Verlag hat mir ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!

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