Die Handlung
Alva möchte Weihnachten mit ihrem Mann in Smaland verbringen. Mit Smaland verbindet Alva eine glückliche Ferienzeit in ihrer Kindheit und Jugend. Wenn sie nun nach schönen Erinnerungen sucht, muss sie ziemlich weit zurückdenken. Weihnachten in Schweden soll das wieder ändern. Ihre große Liebe und ihre schönsten Erinnerungen sollen sich vereinen.
Meine Meinung
Dieses kleine Büchlein im Format 10,9 x 17 cm mit 128 Seiten ist wunderbar gestaltet. Das Cover zeigt stimmig eine weihnachtlich verschneite Landschaft. Lackierungen heben Details hervor und ergeben ein tolles haptisches Erlebnis.
Doch viel wichtiger als diese äußerlichen Details ist schließlich der Inhalt. Und auch der ist bei „Ein Weihnachtsfest in Smaland“ absolut gelungen.
Die Geschichte wird von einer tiefen melancholischen Traurigkeit getragen. Alva ist unzufrieden mit ihrem Leben. Sie führt seit 25 Jahren eine gute Ehe mit Martin. Doch ist „gut“ genug? Eigentlich könnte Alva glücklich sein. Und dennoch macht sich diese Unzufriedenheit in ihr breit.
Stina Lund lässt uns hervorragend an Alvas Gefühlswelt teilhaben. So gelang es mir gut mich in Alva und ihr scheinbar zufriedenes Leben hineinzuversetzen. Denn oftmals schaut von außen alles gut aus. Und selbst auf den zweiten Blick, ist ja auch alles gut. Eigentlich gibt es gar keinen Grund sich zu beklagen. Genau dieses „eigentlich“ ist es, was die Sache so gefährlich macht. Ständig werden wir dazu angehalten mehr aus unserem Leben zu machen. Ein Druck, der einen schon mal in eine kleine oder auch größere Lebenskrise stürzen kann.
„Ich wünschte, ich könnte meinen Mann umtauschen wie ein Bibliotheksbuch. Ihn einfach in irgendein Regal zurückstellen und mit einem neuen nach Hause gehen.“
Seite 40
Wie ein Damoklesschwert schweben die Fragen drohend über Alva „Ist das schon alles?“ und „Was wäre aus mir geworden, wenn…“.
Stina Lund erzählt mit viel Feingefühl, Alvas Geschichte. Ich wollte das Büchlein gar nicht mehr aus der Hand legen und habe es schließlich auch in einem Rutsch gelesen. Die schwere Last, die auf das Herz drückt und die hohen Erwartungen an ein besinnliches Weihnachtsfest, lassen den Leser nachdenklich zurück. Stina Lund rückt dem Leser den Kopf zurecht. Gibt uns einen Schubser in die richtige Richtung, um die Prioritäten zu überdenken und sich auf die wirklich wichtigen Dinge zu fokussieren.
Fazit
★★★★★
Stina Lund hat mich mit „Ein Weihnachtsfest in Smaland“ begeistert. Es ist ein leises, melancholisches Buch, das sowohl äußerlich als auch innerlich wunderschön ist. Eine sanfter Aufruf auf das Herz zu hören und den wirklich wichtigen Dingen mehr Aufmerksamkeit zu schenken – sie weder mehr zu schätzen.
Das Buch spricht so viele Herausforderungen an vor die uns unsere Lebensweisen stellen. Es ist faszinierend, wie Stina Lund den Finger derart gezielt und schmerzhaft in jede noch so kleine offene Wunde legt.
„Ein Weihnachtsfest in Smaland“ ist meine Weihnachtshighlight der Neuerscheinung 2018. Auf diesen wenigen Seiten steckt so viel Tiefgründigkeit, die einen noch Tage nach dem Lesen beschäftigt.
Der Rowohlt Verlag hat mir ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Die Rezension wurde davon nicht beeinflusst. Vielen Dank!
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