Gerade mal 15 Autominuten von mir entfernt, fand am Freitag literatur & wiese statt. Bei dieser herrlich unaufwendigen Anreise und noch dazu bei freiem Eintritt stand einem unterhaltsamen Abend nichts mehr im Weg. Schade, dass ein einbrechendes Sommergewitter die Veranstaltung abrupt beendete. Ich muss gestehen, dass mir die Leser bis dahin kein Begriff waren. Vor allem Elias Hirschl hat mich sehr positiv überrascht. Die harmonische Musik von Sigi & Ulrich war ein weiteres Highlight. Lediglich von einem Akkordeon begleitet, konnte die Sängerin ihre tolle Stimme so richtig in Szene setzen.
Marlen Schachinger
Marlen Schachinger startete die Lesung. Die Zuhörer konnten wählen zwischen einer Reise nach Krumlov oder nach Havanna. Mit einem ernsten Text aus „Unzeit“ begleiteten wir schließlich eine Gruppe junger Menschen (Kubaner und Nicht-Kubaner), die Havanna gerne wieder verlassen möchten. Die zähnen Minuten am Flughafen, die Kontrollen, die brennende Frage ob die Ausreise gelingen wird und immer wieder die Zweifel ob man überhaupt wirklich ausreisen möchte.
Hans Platzgumer
Hans Platzgumer hatte die weiterste Anreise an diesem Abend und ist extra aus Begrenz gekommen. In „Am Rand“ berichtet er vom Mörder Gerold Ebner, der am frühen Morgen auf einem Berg steigt, sein Leben niederschreibt und am Ende des Tage den letzten entscheidenden Schritt in den Abgrund machen will. Dabei fing Hans Platzgumer nicht einfach zu lesen an, sondern erzählte die ersten Seiten auswendig. Dabei ließ er seinen Blick durchs Publikum wandern, wie man es von guten Sprechern gewohnt ist. Für eine Lesung jedoch ein eigenartiges Gefühl. Dadurch schafft es Hand Platzgumer den Zuhörer umgehend in seinen Bann zu ziehen.
Elias Hirschl
Den Abschluss machte Elias Hirschl. Ein im ersten Moment junger, eher unscheinbarer junger Mann. Wenn er allerdings Platz nimmt und zu lesen beginnt, trotz seine Stimme nur so vor Kraft und man könnte stundenlang zuhören. Zu Beginn machte er das Publikum mit „Poetry Slam“ vertraut und las einen seiner Texte, der für so einen Slam entstanden ist. Dabei verzichtete er völlig auf die Buchstaben E, I, O, U – witzig und äußerst amüsant. Als er einen Auszug aus „Meine Freude haben Adolf Hitler getötet und alles, was sie mir mitgebrachten haben, ist dieses lausige T-Shirt“ las, leuchteten rund herum die Blitze bereits auf. Starker Wind kam auf und sorgte für eine spannungsgeladene Atmosphäre. Elias Hirschl las immer schneller, schneller. Dabei hatte er eine derartig klare Aussprache, dass man problemlos zuhören konnte und die Lesung wurde zum absoluten Highlight des Abends. Dem Wetter trotzend las er schließlich noch ein weiteres eher ernstes Stück, bevor die Lesung ihr wetterbedingt frühes Ende fand.
Schließlich bin ich mit dem zufriedenen Gefühl nach Hause gegangen, gerne noch mehr von Elias Hirschl zu hören. Ein wahrer Cliffhänger! Mit literatur & wiese ist den Veranstaltern halle2 ein großartiges Event mit tollen Autoren, außergewöhnlicher Musik und entspannter Atmosphäre gelungen. Nächstes Jahr gerne wieder!