Jeder kennt das sehnsüchtige Warten auf ein Paket. So praktisch und einfach die online Bestellung ist, kann es zu einem wahren Hürdenlauf werden sein Paket dann auch tatsächlich in Händen zu halten. Nicht auszudenken wenn dieses in einer Paketstation am gefühlt anderen Ende der Stadt mit schrecklichen Öffnungszeiten abgegeben wird. Gut also, dass es Nachbarn wie Ralf Prange gibt, die die Paket der Nachbarn annehmen und verlässlich aufbewahren.
Ganz uneigennützig macht der Mitte 50-jährige Berliner das ja nun nicht. Schließlich erfährt man bei der Annahme von Paketen so einiges über seine Nachbarn. Ralf Prange nimmt nicht nur die Paket der Bewohner des Rotklinkerbau in Barmbek-Süd an, sondern sorgt auch für Ordnung im Haus.
Die Gestaltung des Cover deutet bereits darauf hin, dass es sich um ein humorvolles, leichtes Buch handelt. Es ist in die Kategorie Trivialliteratur für Männer einzustufen. Und dennoch hab ich es gelesen, weil genau das das Schöne am Lesen ist. Ich kann in andere Körper, Welten, Kulturen, Gesellschaften eintauchen und so meinen Horizont erweitern.
Zeitweise verfällt Prange in die Rolle des ewigen Quenglers, Suderant und Nörglers. Nichts passt ihm und das tut er uns Lesern Kund. Oftmals behält es er nicht in seinen Gedanken, sondern geht auf direkte Konfrontation mit seinen Mitmenschen. So zieht er beispielsweise gegen lästige Kohlsuppengerüche im Treppenhaus ins Feld.
Doch natürlich hat auch Prange ein Herz und irgendwo tief drinnen ist ein netter Mensch versteckt, sonst würde er sich ja auch nicht so um seine Nachbarn kümmern. Seine Freundschaft mit dem Paketboten oder auch der kleine Malik, der sein Mitleid erweckt, sind Beweise dafür.
Der Schreibstil ist sehr einfach mit jeder Menge wörtliche Reden. Diese bringen Schwung in das Buch. Die Direktheit gepaart mit einer Prise schwarzen Humor hat mir gut gefallen.
Fazit
★★★☆☆
„Man ist ja Nachbar“ von Andreas Altenburg ist ein unterhaltsames, überzeichnetes, sarkastisches Buch. Die geeignete Literatur wenn du einfach mal den Kopf ausschalten willst und dabei immer wieder Schmunzeln willst.
Die viele Nörglerei hat meine Lesefreude jedoch einen drastischen Dämpfer gegeben.
Der Rowohlt Verlag hat mir ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!
