Die Handlung
Die Hexe ist tot. In der brütenden Hitze der mexikanischen Provinz La Matosa finden Kinder die Leiche. „Saison der Wirbelstürme“ erzählt die Chronik dieses unvermeidlichen Todes. Denn an Motiven fehlt es in der von Gewalt, Drogen und Missbrauch geprägten Gegend wahrlich nicht.
Meine Meinung
Hart, brutal und schonungslos erzählt die Mexikanerin Fernanda Melchor diese Geschichte. Erzählungen, die eingehüllt in unseren westlichen Wattebausch beinahe unglaubwürdig klingen. Ein von derartiger Gewalt dominiertes Leben ist in vielen Gegenden dieser Welt jedoch bitterer Alltag. Ein Entkommen oftmals kaum oder nicht möglich.
Die rohe Gewalt, der lieblose Umgang miteinander und die verzweifelt Suche nach Liebe ziehen sich wie ein roter Faden durch die Geschichte. Der Glaube an ein besseres Leben wurde aus den Protagonisten schon lange herausgeprügelt. Alkohol und Drogen sind für viele der einzige Weg, um diese Situation überhaupt irgendwie auszuhalten.
Die Verzweiflung und der Dreck ersticken auch den letzten Funken Hoffnung. Fernanda Melchor nimmt den Leser mit in eine beklemmende Welt. Schwer drückt das Gelesen auf das Herz und das Gemüt. Weltschmerz macht sich breit.
„Saison der Wirbelstürme“ ist unabhängig vom Inhalt und der Schwere der Geschichte, kein einfaches Buch. Fernanda Melchor macht Elfriede Jelinek bezüglich Textfläche gehörig Konkurrenz. Der zur Verfügung stehende Platz pro Seite wird vollständig ausgenutzt. Zeilenumbrüche oder gar Absätze sucht der Leser vergebens. An Kapitel klammert man sich verzweifelt wie ein Ertrinkender in der Textflut. Lediglich in 8 Kapitel werden die 237 Seiten unterteilt.
Fazit
★★★★☆
„Saison der Wirbelstürme“ ist ein schweres Buch. Inhaltlich, als auch aufgrund des Schreibstils, fordert es den Leser heraus. Wer sich darauf einlässt wird belohnt. Gewalt, Drogen, Missbrauch, Leidenschaft gehören für die Bewohner von La Matosa in der mexikanische Provinz zum Alltag. Erdrückende Einblicke in eine fremde Welt.
Der Wagenbach Verlag hat mir ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!
Das beim Verlag Klaus Wagenbach erschienen und von Angelica Ammar übersetzte Buch wurde für den „Internationalen Literaturpreis – Haus der Kulturen der Welt“ nominiert. Bei dem Preis werden jährlich herausragende literarische Werke bei ihrer Erstübersetzung ins Deutsche ausgezeichnet. Dafür drücke ich die Daumen!