„Unbequem“ ist ein Buch zur Kommunikation und Gesprächsführung. Dabei beschäftigt sich Vera Strauch speziell mit den unbequemen Gesprächen wie Konflikten, Streit und Debatten, die besser als Diskussion geführt werden sollten. Die Autorin beleuchtet die Gefühlswelt der Menschen und gibt uns anschließend viele Methoden zur Gesprächensführung und Konfliktbeweltigung an die Hand.
Das Buch scheint oftmals unter feministischer Literatur auf. Dabei sind die Methoden geschlechterunabhängig anwendbar. Dennoch geht Vera Strauch auf die unterschiedlichen Erwartungen an Männer und Frauen ein. Zudem wählt sie in „unbequem“ vorwiegend Beispiele aus der feministischen Ecke, was mich sehr angesprochen hat.
Vera Strauch erklärt die Macht der Gefühle und vor allem auch der unbequemen wie Angst, Wut oder Trauer. Es ist wichtig unsere Gefühle benennen zu können, sie anzunehmen und sie zu leben. Das stärkt unsere Selbstwirksamkeit ungemein.
Haltung und Gespräch sind zwei weitere Punkte guter, unbequemer Gespräche. Nimm den Raum ein der dir zusteht, ist dabei durchaus wortwörtlich zu sehen. Eine offene Haltung sorgt bereits für mehr Selbstvertrauen.
„Soziale Bequemlichkeit: Wenn wir aufrichtige Kommunikation umschiffen oder ganz vermeiden, obwohl uns etwas widerstrebt, signalisieren wir Zustimmung. Spannungen und Konflikten nicht auszuweichen ist zwingend erforderlich, um unsere eigene Integrität zu wahren und uns für ein faires, aufrichtiges Miteinander einzusetzen.“ 10%
Im Zuge der Gesprächsführung empfiehlt Vera Strauch Wie-Fragen zu stellen. Vor allem Menschen, die zu starker Kontrolle neigen können davon profitieren. Wie-Fragen sind eine Einladung sich einzubringen. Anstatt „Warum vertrittst du diese Meinung“ kann es ganz viel persönlichere Einblicke geben mit einem Wie einzuladen von den Auswirkungen im Alltag zu erzählen.
Vera Strauch betont wie wichtig die Wahl der richtigen Wörter ist; unter anderem auch in der gewaltfreien Kommunikation oder bei der Unterscheidung zwischen Warum- und Wie-Fragen. Den Wörter machen etwas mit uns und lösen Gefühle aus.
Hier ist auch mein größtes Learning des Buches zu begründet. Denn ich tue mir sehr schwer mit der oftmals geforderten Empathie. Und nun weiß ich, dass ich gar nicht empathisch sein will. Denn Empathie ist gefährlich, wenn man sie zu ausgeprägt lebt. Viel mehr ist es Mitgefühl, dass wir zeigen sollten und nicht Empathie.
„Empathie bedeutet, dass wir nicht nur das Gefühl unseres Gegenübers erkennen, sondern auch aufrichtig mitleiden, wenn die Person leidet. Das kostet uns Kraft. Anders verhält es sich mit Mitgefühl. Ich fühle mit, leide aber nicht, sondern empfinde etwas für die andere Person.“
69%
Fazit
★★★★★
Eine Fülle an Informationen, guten Tipps und einen Werkzeugkoffer aus vielen Methoden zur Gesprächsführung findet man in „Unbequem“. So viele, dass es schon recht fordernd ist. Die Methode, zu denen es teils ganze eigene Bücher gibt, werden gut zusammengefasst.
„Unbequem“ ist eine hervorragende Erinnerungshilfe, wenn du bereits Vorwissen hast. Falls nicht, gibt es einen guten Überblick. Nach der Lektüre hat man dann viele Ansatzpunkte für weitere Bücher, um intensiver in bestimmte Bereiche und Methoden einzutauchen.
Netgalley und Atlantik haben mir ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Vielen Dank.