Das Polykrates-Syndrom – Antonio Fian

Das Polykrates-Syndrom - Antonio Fian

Antonio Fian ist vor allem den Österreichern und Österreicherinnen mit seinen Dramoletten, die regelmäßig im „Der Standard“ erscheinen bekannt. Aber Fian kann noch viel mehr als Mikrodramen zu verfassen, wie er mit „Das Polykrates-Syndrom“ eindrucksvoll beweist.

In „Das Polykrates-Syndrom“ schildert Antonio Fian das gewöhnliche Leben des verheirateten Copyshop-Mitarbeiters Artur. Gewöhnlich nur bis dieser auf die verrückte Alice trifft und sein Leben eine blutige Wendung nimmt. Gerade wegen dem Ende wird das Buch nicht zu unrecht oft als Splatter-Roman bezeichnet. Bereits das in Rot und Schwarz gehalten Cover gibt einen ersten Hinweis auf das viel Blutvergießen.

„Wir machen es wie in amerikanischen Filmen. Dort sind die Hauptdarsteller immer per Sie, dann kommt der erste Kuss, und kaum ist er vorbei, sagen sie Du zueinander.“
Antonio Fian

Ruhig und auf sehr „österreichische“ Weise schreibt Fian über das normale, bürgerliche Leben seiner ganz normalen Charaktere. Überzeugt wird der Leser mit einem genialen Schreibstil und den Überraschungsmomenten an den richtigen Stellen, während dem Leser dazwischen genug Zeit zum Atmen gelassen wird. Ich musste beim Lesen immer wieder an Daniel Glattauer und speziell an „Ewig Dein“ denken. Beide Autoren beherrschen es vorzüglich bürgerliche Charaktere zu erschaffen, die in eine groteske Welt „abrutschen“.

„Männer können nichts als furzen und ihr Furze als Leistung verkaufen?“
Antonio Fian

Fian’s Ideenreichtum scheint keine Grenzen zu kennen. Auch wenn man als Leser geekelt die Augen abwendet, erscheint doch alles irgendwie als natürliche, realistische Wendung. Dabei scheut der Autor auch nicht dafür gerade in sexueller Hinsicht eine sehr direkte teils sogar derbe, pornografische Sprache zu verwenden.

Eine sehr kritische Sicht auf unsere Gesellschaft oder zumindest einige Exemplare davon. „Das Polykrates-Syndrom“ strotzt vor schwarzem Humor, der sicherlich nicht jedermanns Geschmack ist. Ich konnte das Buch nicht mehr aus den Händen legen und habe es innerhalb weniger Stunden gelesen, um traurig festzustellen, dass ich auf der letzten Seite angelangt bin.

Fazit:
Antonio Fian zeigt, dass es in Österreich großartige Autoren gibt, die einen ganz eigenen Schreibstil haben. Ein Schreibstil, den ich persönlich absolut großartig finde und bis zum heutigen Tage nur bei Österreichern gefunden habe. Eingepackt in eine sehr blutige und teils fast pornografische Geschichte sollte sich der Leser gut überlegen ob das Buch etwas für ihn ist. Wer sich davon nicht abschrecken lässt, findet mit „Das Polykrates-Syndrom“ jedoch ein absolutes Meisterwerk.

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