Bei „Die Frau ohne Grab“ handelt es sich um „Pauline, auch Paula oder, slowenisch Paval genannt“. Sie ist Martin Pollacks Tante. Außer einem Foto hat Pollack nichts von ihr und er weiß auch nicht viel über sie. Also beginnt er zu recherchieren und arbeitet seine eigene Familiengeschichte auf.
Paula steht dabei exemplarisch für ein Schicksal. Ihre Heimat und das „Bast-Haus“ am Hauptplatz von Laško hat Paula nie wirklich verlassen. Die Verstrickungen und das Hick-Hack an einem kleinen Ort wie dem slowenischen Laško werden mit der Geschichte von Paula gut dargestellt. Ich finde es spannend so auf eine belletristisch aufbereitete Art und Weis mehr rund um die Geschehnisse des zweiten Weltkriegs in Slowenien zu erfahren.
„Die Frau ohne Grab“ gibt einen guten Einblick in das Leben zur damaligen Zeit. Das beginnt Buch bereits zum Ende des 19. Jahrhunderts und erzählt wie Martins Urgroßvater das Bast-Haus in Laško erworben hat. Viele weiße Flecken musste Martin Pollack rekonstruieren, beziehungsweise in Ermangelung von Dokumenten, Fotografien und Co ausschmücken. Doch es klingt alles logisch und nachvollziehbar. Da der Autor von seiner Tante relativ wenig weiß, erzählt er uns immer wieder Geschichten anderer Familienmitglieder, umso ein rundes, einigermaßen vollständiges Bild zu rekonstruieren.
Gut hat mir gefallen, wie der Autor das ständige Hin und Her zwischen Deutschen und Slowenen beschreibt. Diese blieben sich nichts schuldig. Wer auch immer gerade an der Macht war, versuchte es den anderen möglichst schwer zu machen und sie für Schandtaten, unter einen Generalverdacht gestellt, zu bestrafen. Dieses Verhalten zeigt deutlich, dass es in einem Krieg für gewöhnlich nur Verlierer gibt und beide Seiten von großem Leid geplagt sind.
Ermüdend waren jedoch die vielen Wiederholungen. In der Aufarbeitung von Martin Pollacks Familiengeschichte gibt es einige Anekdoten und Verbindung beziehungsweise Verwandtschaftsverhältnisse, die er uns immer wieder erzählt. Zudem ist es Martin Pollack extrem wichtig seine Beziehung zu den Personen im Buch herausstreichen. Exemplarisch heißt es bei Ernst ständig „mein Onkel“ oder seine Tante wird häufig mit „Pauline, auch Paula oder, slowenisch, Pavla genannt“ beschrieben.
Fazit
★★★★☆
„Die Frau ohne Grab“ gibt interessante Einblicke in das Leben in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Laško und Slowenien. Während es für Martin Pollack vermutlich persönlich wichtig war, die Geschichte seiner Familie aufzuarbeiten, ist es für den Leser ein exemplarisch interessanter Lebensweg.
Tante „Pauline, auch Paula oder, slowenisch Paval gennant“ ist das Körnchen, um das sich alles aufbaut. Wenngleich man nicht erwarten darf, am Ende alles über ihr Leben zu wissen. Allerdings hat man einen guten Überblick wie das Leben damals war.