Oben Erde, unten Himmel – Milena Michiko Flašar

Oben Erde, unten Himmel

„Oben Erde, unten Himmel“ ist kein gewöhnlicher Roman. Nein, er ist wie eine Achterbahnfahrt der Gefühle durch die schmerzliche Einsamkeit, die uns alle betreffen kann. Milena Michiko Flašar schaut genau hin, analysiert die unterschiedlichen Aspekte der Einsamkeit und bringt diese schmerzhaft mit einer Prise Hoffnung auf den Punkt. Ein Bilder der Einsamkeit in einer japanischen Großstadt, das auch in jeder anderen Stadt gezeichnet werden könnte.

Zusammenfassung

Wir treffen auf Suzu, die einen neuen Job als Reinigungskraft antritt. Doch sie ist keine gewöhnliche Putzfrau. Sie setzt sich mit dem traurigen Schicksal des einsamen Sterbens, auch bekannt als „Kodokushi“, auseinander. Sie reinigt die Wohnungen jener, die erst nach Tagen, Wochen oder Monaten tot aufgefunden werden. Während die Städte wachsen, wird die Distanz zwischen den Menschen immer größer. Zwischen Desinteresse und Diskretion findet Suzu ihren Platz und stellt ihr Verhältnis zur Einsamkeit und Nähe auf den Kopf.

Charaktere

Suzu, die sich selbst als „Alleinstehend. Mit Hamster.“ beschreibt, ist eine Figur, die mir sofort ans Herz wächst. Ihre Selbstzweifel und ihre Einsamkeit sind authentisch dargestellt. Die Autorin hat ihre Entwicklung auf eine schmerzhafte, aber auch faszinierende Weise beschrieben, die mich in den Bann zieht.

Suzus Nachbarn, ein älteres Ehepaar, repräsentieren eine weitere Facette der Einsamkeit. Obwohl sie einander haben, fehlt es rundherum an zwischenmenschlicher Verbundenheit. Sogar Suzus Hamster, der einsam in seinem Käfig verharrt und sich neuerdings vor ihr versteckt, zeigt uns, wie Einsamkeit alle Lebensbereiche berührt.

Emotionale Wirkung

„Oben Erde, unten Himmel“ hat mich auf eine ganz besondere Art berührt. Der Schreibstil der Autorin umgibt mich wie eine warme Decke und trifft mich zeitgleich schmerzhaft mitten ins Herz. Die verschiedenen Formen der Einsamkeit, die sich mitten unter den Menschen verbergen, tun weh und sind zugleich fesselnd zu lesen.

Dieses Buch hat mich zum Nachdenken angeregt. Wie viele Menschen in meiner eigenen Umgebung mögen ebenfalls einsam sein und still vor sich hinleiden? Wie schön wäre es, unsere Gesellschaft mit mehr Wärme und Nähe zu erfüllen? Einfach da zu sein und sich für unsere Mitmenschen zu interessieren, ohne Hintergedanken oder persönlichen Vorteil.

Struktur

Das Buch ist in drei große Abschnitte unterteilt, die sich durch die Jahreszeiten „Winter, Frühling…“, „…Sommer…“ und „…Herbst und wieder Winter“ erstrecken. So begleiten wir Suzu über ein ganzes Jahr hinweg, während sie ihre eigene innere Reise durchläuft. Die Abschnitte sind in kurze Kapitel unterteilt, was dem Lesefluss sehr gut tut.

Am Ende des Buches finden sich Worterklärungen. Bei den vielen japanischen Ausdrücken ist dies sehr hilfreich, vor allem wenn man etwas über Japan lernen möchte.

Fazit

★★★★★

„Oben Erde, unten Himmel“ hat sich mit Leichtigkeit in die Liste meiner Lieblingsbücher geschlichen. Es ist ein Herzensbuch, das eine emotionale Achterbahnfahrt bietet und uns am Ende mit einer traurigen Wärme zurücklässt. Die Autorin hat es geschafft, die tiefgreifende Thematik der Einsamkeit zu durchdringen und in ihrer Vielfalt darzustellen.

Dieses Buch bewegt, regt zum Nachdenken an und hallt noch lange nach dem Lesen nach. Ich liebe es und kann es jedem empfehlen, der bereit ist, sich auf eine außergewöhnliche und berührende Leseerfahrung einzulassen.

Der Wagenbach hat mir ein Rezensionsexemplar zu Verfügung gestellt. Vielen Dank!

Schreibe einen Kommentar

Your email address will not be published.

*

Ich stimme der Datenspeicherung zu

You may use these <abbr title="HyperText Markup Language">html</abbr> tags and attributes: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>

*