Unter der Drachenwand – Arno Geiger

Unter der Drachenwand - Arno Geiger

Die Handlung

Veit Kolbe wurde an der Front verletzt. Am Mondsee soll er sich von seinen Verletzungen erholen. Unter der Drachenwand gelangt er zu neuen Kräften. Er lernt zwei Frauen kennen und einen Brasilianer, der davon träumt zurück nach Rio de Janeiro zu kehren. Eines eint sie alle. Die Hoffnung, dass der ganze Ersinn irgendwann ein Ende hat. Wir schreiben das Jahr 1944. Wie lange wird der Weltkrieg noch andauern?

Meine Meinung

Mit „Unter der Drachenwand“ hat es Arno Geiger sowohl auf die Longlist für den deutschen Buchpreis als auch für den österreichischen Buchpreis geschafft. Eine mehr als respektable Leistung.

In „Unter der Drachenwand“ erzählt er von der Verdrossenheit und von der Aussichtslosigkeit gegenüber dem Krieg. An der Front aus erster Nähe miterlebt, weiß Veit fernab von Propaganda was Tatsache ist. In der Heimat muss er sich Sprüche und Politisierung von überzeugten Nazis anhören, die selbst teilweise aus zweiter oder dritter Hand berichten. Und auch als Wien bereits in Trümmern liegt, lassen die Siegesüberzeugungen nicht nach.

„Ich hätte versuchen können, aufzuholen, was aufzuholen war, statt dessen lag ich auf dem Bett ohne Antrieb, ein abgenagtes Stück Herz.“
3%

Veit hat nicht nur mit körperlichen Verletzungen zu kämpfen, sondern auch mit psychischen Problemen. Ständig versucht der Krieg ihn einzuholen und ihm den Atem zu rauben. Die Angst eines Tages zurück an die Front zu müssen, überschattet sein Dasein.

Unter der Drachenwand - Arno Geiger

Ich habe sehr schwer in „Unter der Drachenwand“ hineingefunden. Neben den Erzählungen aus Sicht von Veit, werden unterschiedliche Briefe von oder an Menschen in Mondsee wiedergegeben. Dabei wird nicht übersichtlich verdeutlich wer an wen schreibt. Romanartig entfallt sich die Geschichte und der Leser muss durch aufmerksames Lesen Rückschlüsse ziehen, wer denn nun an wen schreibt.

Das die Briefe sich zeitlich oftmals überschneiden, macht alles nur noch schwieriger, wenngleich auch realistischer. Schließlich war es damals so, dass Briefe verloren gingen, absichtlich zerstört wurden oder in der falschen Reihenfolge ankamen. Dennoch wurden fleißig weitere Briefe geschrieben.

So kommt es vor, dass wir mehrere Briefe von einer Person hintereinander zu lesen bekommen. Dabei werden diese wie eine endlose Litanei ohne eine optische Trennung aneinander gehängt. Dabei werden viele Nichtigkeiten erzählt, die einerseits die Verzweiflung der Menschen / der Zivilisten, die unter den Auswirkungen des Kriegs leiden, greifbar machen, in der Summe jedoch schlicht zu viel und zu langatmig waren.

Ich bin ein großer Freund von Arno Geigers Schreibstil, seiner sorgfältigen Wortwahl und seiner direkten, nicht effekthascherischen Schreibweise. Deshalb habe ich „Unter der Drachenwand“ trotz aller Kritikpunkte gerne gelesen.

Fazit

★★★★☆

Mit seinem gewohnt angenehmen Schreibstil nimmt uns Arno Geiger mit an den Mondsee. Quälend langsam schreiten die letzten Kriegsjahre und -monate voran. Getrieben von der Hoffnung auf ein normales Leben schleppen sich die Protagonisten durch die Tage. Ein Krieg unter dem alle litten.

„Während des Vollalarms wurden die Geschäfte zugesperrt, eine Art Siesta, keine spanische unter dem Nussbaum, sondern eine deutsche im Keller.“
15%

„Unter der Drachenwand“ zeigt einen weiteren Aspekt des Zweiten Weltkriegs ganz ohne KZ und Judenverfolgung und dennoch alles andere als lustige. Im Sinne von #WiderDasVergessen ist es wichtig, dass wir uns auch derartige Schicksale in Gedanken rufen, um zu zeigen, dass es niemanden gab der nicht unter der Situation gelitten hat, wenn selbstredend in ganz unterschiedlichen Aspekten und Abstufungen.

NetGalley und der deutsche Buchpreis haben mir ein ebook zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!

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