Langatmiges Romeo & Julia

Romeo und Julia © Alex Pelekanos

Als Shakespear Fan habe ich mich besonders auf die Inszenierung von „Romeo und Julia“ im Landestheater Niederösterreich gefreut. Doch bereits als ich das Programmheft öffnete ahnte ich schlimmes.

Das Stück dauert 2 Stunden und 50 Minuten. Noch nie habe ich ein Theaterstück gesehen, dass über 2,5 Stunden dauert und nicht von zähen Teilen beherrscht wurde. Nach solchen Marathonvorstellungen habe ich immer das Gefühl, dass beim Schlussapplaus alle erleichtert aufatmen und sich freuen, dass es nun endlich vorbei ist.

Doch nun zum Stück selbst. Zuerst sei gesagt, dass alle Schauspieler durch die Bank eine hervorragende Performance ablieferten. Die Inszenierung des Stücks ließ jedoch stark zu wünschen übrig, beziehungsweise traf sie in keinster Weise meinen Geschmack. Es wirkt wie der klägliche Versuch eine Mischung des klassischen „Romeo und Julia“ mit der moderneren Variante von 1996 mit Leonardo Di Caprio und Claire Danes in den Hauptrollen.

Die kurzen musikalischen Einlagen sorgten für Abwechslung und ließen mich durchatmen. Besonders gut gefiel mir, dass die Schauspieler schön zu singen begannen und zum Ende des Liedes in eine schiefe Tonlage wechselten. So wurde das Publikum von der teils fröhlichen Musik sehr gut wieder in das Drama mitgenommen.

Romeo und Julia © Alex Pelekanos
@ Alex Pelekanos

Egal wie viele „Romeo und Julia“ Aufführungen und Verfilmungen ich bereits gesehen habe, immer hoffe ich bis zum Schluss, dass es Julia diesmal schafft rechtzeitig ihre Augen zu öffnen und die beiden glücklich und zufrieden weiterleben. Nicht so dieses Mal. Als die beiden endlich das Zeitliche gesegnet hatten, atmete ich erleichtert auf.

Mein absoluter Lieblingscharakter in „Romeo und Julia“ ist Mercutio.

„Die Pest über eure Häuser! Sie haben eine Wurms-Mahlzeit aus mir gemacht; ich hab‘ es, und bald genug. Den Teufel über eure Häuser! „

Doch in dieser Inszenierung war diese Rolle eine der schlimmsten. Elzemarieke de Vos spielte fantastisch, wird Mercutios schneller Zunge gerecht und brilliert trotz der hohen Geschwindigkeit mit einer deutlichen und klaren Aussprache.

Dennoch war Mercutio ein unangenehmer, kampfsüchtiger, vulgärer Mensch. Sein Text erschien mir unendlich lange und die vielen vulgären Abschweifungen ließen mich verzweifelt mit den Augen rollen. Die vier Auftritte Mercutios habe ich mitgezählt und atmete erleichtert aus, als Tybalt endlich für Ruhe sorgte.

Als Mercutio nach einem unendlich langatmigen Tod endlich, endlich starb, fiel der Vorhang nach den ersten 85 Minuten. Doch nach der Pause stand Mercutio plötzlich quick lebendig wieder auf der Bühne. Kurz war ich versucht Tybalts Werk zu Ende zu bringen. Glücklicherweise verschwand Mercutio nach einer Gesangseinlage von selbst.

Alles in allem eine Inszenierung, die durch diverse Ausschweifungen, Kampfszenen und unendlich lange Todesszenen einen fast schon qualvoll langen Theaterabend ergibt. Selbst hervorragende schauspielerische Leistungen können eine doofe Inszenierung nicht retten. Nicht umsonst heißt es schließlich „In der Kürze liegt die Würze“.

Hast du schon mal eine Theateraufführung gesehen, die über 2,5 Stunden gedauert hat und das Publikum fesselte? Oder hast du vielleicht schon ähnlich lange Theatermarathons gesehen, bei denen du froh warst als es endlich vorbei war? Erzähl mir gerne davon in den Kommentaren!

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