Die Erfindung der Welt – Thomas Sautner

Eine Frau schreibt ein Buch in einem Buch, das von einem Mann geschrieben wurde. Bücher, die in Büchern geschrieben werden, sind ja immer etwas anstrengend und das soll auch in“ Die Erfindung der Welt“ nicht ausbleiben.

Die Schriftstellerin Aliza Berg wird von einem anonymen Auftrageber, der sich schlicht G. nennt, in das kleine Dorf Litstein geschickt, um ein Buch zu schreiben. Das Buch soll von nichts weniger als dem Leben handeln. Honorriert wird die Auftragsarbeit mit einer ersten 5-stelligen Anzahlung.

In Litstein angekommen bezieht Aliza ihr Quartier im Schloss der von Hohensteins und findet in der Gräfin Ellie eine erste Freudin. Langsam lernen wir das Dorf und die Umgebung kennen. Doch immer bleibt eine Kluft, ein Distanz und die Surrealität sitzt der Leser:in schalkhaft im Nacken.

Viele Andeutungen zu Geheimnissen und Geschehnissen in der Vergangenheit werden gemacht, doch kaum etwas aufgeklärt. Unzählige lose Fäden hängen am Ende träge, vorwurfsvoll von der letzten Buchseite.

Immer wieder unternimmt der Autor detaillierte Ausflüge in die Natur und versucht uns einzigartige, unbekannte Lebewesen näherzubringen. Einzig der übertriebene kafkaeatische Schreibstil lässt die Wirkung verpuffen und schürt sich wie ein Graben zwischen Geschichte und Leser:in.

Das Universum ist der zweite große Erzählstrang. Dieser wird sorgsamer behandelt. Die Beschreibung wie das unsichtbare Kleinste aus der unvorstellbaren Größe des Universums und darüber hinaus entsteht – einem ewigen Kreislauf gleich – hat mich fasziniert.

Und dann ist da die Lust…. Die meisten Protagonist:innen, deren Sichtweisen eingekommen werden, sind weiblich. Der Autor schreibt über ihre Lust und gibt ihnen etwas rohes. Das alleine hätte mich noch nicht gestört, schließlich ist die Lust nicht immer rosa mit einer extra Portion Zucker. Vielemehr ist es einmal mehr dieses selbstverständliche, raumeinnehmende Gebärden mit dem uns ein Autor die weibliche Lust erklärt, das Brechreiz bei mir auslöst.

Fazit

★★☆☆☆

Wiedereinmal fühlt sich ein Mann bemühsigt uns das Leben, das Universum und die weibliche Lust zu erklären.

Das Buch-im-Buch, die Grenze zwischen Realität und Fantasie und die vielen losen Geschichten sorgen letzten Endes dafür, dass es von mir nur zwei Sterne gibt.

Durchaus spannende Figuren hat Thomas Sautner, wenngleich nur in minimaler Schattierung gezeichnet. Die Beschreibung des Universums rettet schließlich endgültig den zweiten Stern.

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