Kanakenblues – David Gray

Kanakenblues - David Gray

Alleine schon der Titel „Kanakenblues“ lässt erahnen, dass es sich hier um ein Buch handelt in dem es härter zu geht und das zum Teil auch provozieren will. Nachdem die Lektüre verschlungen ist, wird auch klar, dass der Titel passend gewählt ist. Trotzdem möchte ich die Frage aufwerfen ob „Kanake“ unbedingt von Nöten war oder nicht doch eher eine verkaufsfördernde Maßnahme und hierfür nicht ein weniger provozierenderes bzw. grenzwertigeres Wort gewählte hätte werden können.

Der afroamerikanische Kommissar Boyle will die Hamburger Polizei ausmisten. Er lässt sich auf einen illegalen Deal mit dem „Jugo-Paten“ Premuda ein, der ihn im Gegenzug mit Beweismaterial versorgt. Das Boyles bester Freund Teddy Amin ebenfalls ein stadtbekannter Ganove ist, macht die Situation nur brisanter. Zu allem Überfluss werden in einer Nacht scheinbar wahllos junge, weiße Männer erschossen. Bald schon jagt die Polizei den friedlichen Familienvater Younas Aris um dieses morden zu stoppen.

Younas Aris gehört zu den Mördern mit denen man mitfiebert und deren Motiv man definitiv nachvollziehen kann. Selbstjustiz hin oder her Younas Aris ist in einer Zwickmühle und seine Tat verständlich. Wie würde man selbst in Younas Lage handeln? Und vor allem was können wir unternehmen, dass Menschen wie Younas sich nicht mehr gezwungen sehen Selbstjustiz zu verüben bzw. die Daten davor schon gar nicht mehr geschehen?

„Angst, Boyle. Es riecht nach Angst hier. Nur ist das Polizeipräsidium so ziemlich der letzte Ort in dieser Stadt, an dem es nach Angst riechen sollte, finden Sie nicht?“
David Gray

Kommissar Boyle hingegen ist ein ganz anderes Kaliber. Obwohl er Polizist ist und somit klassischerweise der Gute, ist Boyle gleicher als gleich. Auch wenn ich die Figur des Boyles sehr geeignet für einen Thriller finde, überwog bei mir doch die Antipathie.

„Kanakenblues“ zählt zur Kategorie der hard-boild Thriller und Krimis. Hard-boiled bedeutet dabei laut Wikipedia, dass sich der Kommissar nur den eigenen Vorstellungen von Recht verpflichtet fühlt. Dies deutet alleine schon der Plot des Buches an. Weiters zeichnet sich ein hard-boild Thriller durch die vorwärts gerichtete, actionreiche Handlung aus. Ein klassischer Krimi lebt im Gegenzug von der Detektivarbeit, der Kombinationsgabe des Ermittlers und des Achtens auf jedes noch so kleine Detail.

David Gray schaffte es den Leser zu fesseln, damit dieser Seite für Seite verschlingt. Der Schreibstil ist flott und voller Action. Irgendwas passiert immer. Dabei ist „Kanakenblues“ nichts für schwache Nerven. Auch wenn die wirklichen schlimmen und grausigen Details nur angedeutet werden, hat es Gray trotzdem geschafft, dass mein Kopfkino angesprungen ist und vermutlich viel schlimmere Bilder gezeigt hat, als sich Herr Gray jemals schreiben trauen würde.

Fazit:
Mit „Kanakenblues“ begibt sich David Gray an die Grenze des guten Geschmackes und an die Grenzen dessen was noch sein darf. Auch wenn vieles davon (hoffentlich) überzeichnet ist, sind korrupte Polizisten sicherlich keine Erfindung von David Gray. „Kankenblues“ bewegt und bringt den Leser zum Nachdenken. So soll es sein!

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