In manchen Regionen dieser Welt ist das Leben für Frauen nicht nur herausfordernd – es ist gefährlich. „Reservoir Bitches“ gibt mexikanischen Frauen eine Stimme, und was diese Stimmen erzählen, ist alles andere als leicht verdaulich. Hart, brutal, direkt – Dahlia de la Cerda beschreibt das Leben von Frauen in einem Umfeld, das von Gewalt, Armut, Machismo und Perspektivlosigkeit geprägt ist.
Ob Narco-Braut, Influencerin, Auftragskillerin, Prostituierte oder Hausfrau – die dreizehn Protagonistinnen dieses Romans könnten kaum unterschiedlicher sein. Und doch kreuzen sich ihre Wege, überlappen ihre Geschichten, zeichnen sich Strukturen ab, in denen jede Rolle austauschbar, jede Frau verletzbar ist.
Die Erzählweise ist besonders: „Reservoir Bitches“ besteht aus einzelnen, lose miteinander verknüpften Stories, die auch unabhängig voneinander gelesen werden könnten. Trotzdem lohnt es sich, der vorgesehenen Reihenfolge zu folgen – wie ein sorgfältig arrangiertes Musikset ergibt sich daraus eine vielschichtige, intensive Dramaturgie. Passend dazu: Am Ende des Buches findet sich eine Playlist mit QR-Code, die den Soundtrack zu diesen Geschichten liefert.
Dahlia de la Cerdas Sprache ist kompromisslos. Sie schreibt mit brutaler Direktheit, provoziert bewusst und konfrontiert uns Leser:innen mit einer Realität, vor der man sich am liebsten die Augen verschließen möchte – aber nicht darf. Denn genau das macht dieses Buch so kraftvoll und wichtig: Es ist Fiktion, die auf einer erschreckend realen Grundlage basiert.
„Reservoir Bitches“ ist kein Wohlfühlbuch. Es ist ein feministischer Aufschrei, ein Stück literarischer Rebellion, das eindringlich zeigt, wie strukturelle Gewalt weibliche Lebensentwürfe prägt – und oft zerstört. Wer sich auf dieses Buch einlässt, wird erschüttert, aber auch wachgerüttelt zurückbleiben.
Fazit
Ein radikales, unbequemes, gesellschaftskritisches Buch, das aufrüttelt und schockiert – aber genau deshalb gelesen werden muss. Uneingeschränkte Empfehlung für alle, die Literatur nicht nur zur Unterhaltung lesen, sondern als politisches Statement begreifen.
Ich hoffe, wir dürfen noch viele weitere Werke dieser starken mexikanischen Stimme lesen.
Vielen Dank an Culturbooks für das Rezensionsexemplar.