Bei der Präsentation des Projekts Zwischenräume im Museum „Erlauf erinnert“ wurde eines deutlich. Besonders schön hat es Alfred Benesch auf den Punkt gebracht. Ähnlich wie bei Allerheiligen, wo man pflichtbewusst an die Gräber der Verwandten pilgert und in 5 Minuten das Jahrespensum an Erinnerung erfüllt hat, ist es mit der Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg. Diverse jährliche Veranstaltungen an Gedenkstätten sind das Pondon dieser familiären Gedenkverantwortung. Doch das ist nicht ausreichend. Die Erinnerung und das Gedenken muss in den Alltag geholt werden.
Die Frage „Wo sind die Jungen?“ schwebte im Raum. Von den rund dreißig Besuchern war gut die Hälfte über 50 Jahre. Wenn ich die Veranstaltung reflektiere, kann ich eine Antwort auf diese Fragen geben. Derartige Veranstaltungen erheben die Erinnerung zu etwas Intellektuellem. Die Diskussionsteilnehmer legen dies in ihrer gewählt hohen Ausdrucksweise deutlich dar.
Es wird eine Sprache verwendet, die sich wie der Besuch in einem überschicken 5 Haubenrestaurant anfüllt, obwohl man normalerweise bodenständige Hausmannskost gewohnt ist. Diese Atmosphäre und Sprache schafft auch für mich eine gewisse unnötige Distanz.
Erinnerung, Gedenken und #WiderDasVergessen ist für jedermann! So lange wir derartige Veranstaltungen auf ein unnötig hohes Niveau heben, werden die Jungen ausbleiben.
Wenn ich zurückdenke an meine Schulzeit und die Exkursion nach Mauthausen, konnte ich die Stimmung und die Erzählungen dort gar nicht wirklich auf mich wirken lassen. Ausgestattet mit einem langem Fragebogen, der für eine positive Note vollständig ausgefüllt abgegeben werden musste, war ich ständig auf der Suche nach den richtigen Antworten. Die Aufmerksamkeit wird dadurch in eine falsche Richtung gelenkt. Man kann die Gedenkstätte nicht auf sich wirken lassen, geschweige denn den Blick ziellos durch die Gegend wandern lassen, um Besonderheiten zu entdecken.
Bitte versteht mich nicht falsch. Die Diskussionsteilnehmer sind alle Experten auf ihrem Gebiet. Die Wissenschaft, Forschung und Kunst sind sehr wichtige Teile in unserer Gesellschaft – gerade wenn es um das Erinnern geht. Dennoch sollten wir das Gedenken nicht zu etwas hochkristallisieren, das es nicht ist. Auch mit einfachen Worten und ungeschickt ausgedrückten Gefühlen hat ein Erinnern seine Berechtigung. Denn nur so können wir die Erinnerung und das Gedenken in den Alltag holen!
Die Zwischenräume selbst sind ein sehr schönes Projekt. Das was ich in der Diskussion so vermisst habe, versuchen die Zwischenräume in einem ersten Schritt zu vermitteln. Krieg und schrecklich Geschichten gibt es überall zu erzählen. Nicht nur in Dachau, Mauthausen und Auschwitz.
Mit einfach verständlichem und ausgewähltem Material werden Zwischenräume von Hofamt Priel bis St. Lorenz sichtbar gemacht. Dabei ist mir hier die Aufarbeitung beinahe schon wieder zu minimalistisch. Für einen ersten Überblick und gerade auch um einen einfachen Einstieg zu bieten sind die Zwischenräume genial. Ich würde mir dennoch einen Button „Zu umfangreichen Material“ wünschen, damit ein jeder auch von zu Hause aus sich in vielfältige Unterlagen, Fotos und Dokumente einarbeiten kann.
Die Zwischenräume können jederzeit auf der Website betrachtet werden. Im Museum „Erlauf erinnert“ gibt es zusätzlich zu den umfangreichen und sehr gut aufgearbeiteten Erinnerungsmaterial, drei Schaukästen mit den Unterlagen zu den Zwischenräumen.
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