Im Namen des Kindes – Evelina Jecker Lambreva

Die junge Rebecca Leuenberger verschwindet spurlos. Ihre Opferhelferin Maya Jakob gibt eine Vermisstenanzeige auf. Eine Reihe weiterer seltsamer Umfälle ereignen sich in Mayas Umfeld. Ein bekannter Gynäkologe verunfallt, ein Psychiater wird ermordet. Maya beschleicht ein seltsames Gefühl und sie beginnt in ihrer eigenen Vergangenheit zu graben.

„Im Namen des Kindes“ ist in drei Teile gegliedert. Im ersten lernen wir Maya und Rebecca kennen. Als Leser:in begleiten wir Rebecca von Anfang an und wissen somit immer wo sie ist und wie es ihr geht. So schaffte es Evelina Jecker Lambreva im ersten Teil gekonnt Spannung aufzubauen.

„Als befände sich der Mensch nicht in einem konstanten Wettrennen mit dem Tod. Das vergessen sie alle: Am Schluss krepiert jeder; machtlos, miserabel und jeder Einzelne für sich allein.“
Seite 12

Im zweiten Teil ändert sich der Schreibstil abrupt und dieser Teil besteht fast ausschließlich aus Briefen, die Rebecca ihrer Opferhelferin Maya geschrieben hat. In diesen ausführlichen Briefen beschreibt Rebecca ihre Kindheit und das Umfeld in dem sie aufwächst. Seitenlange Briefe in Büchern sind generell etwas, das ich nicht gerne mag. Und auch hier geben uns die Briefe zwar Einblicke, dennoch bleibt die Perspektive durch die Briefform extrem eingeschränkt, oberflächlich und subjektiv. Nach gut 40 Seiten ist der Abschnitt wieder vorbei.

Seltsamerweise nehmen wir im zweiten Teil die Sichtweise des Kriminalpolizisten Armin Wallenstein ein. Dieser liest die Briefe. So schnell wie das Kapitel vorbei ist, endet auch unser Ausflug in die ermittlerischen Tätigkeiten. Die Einführung dieser Figur, die nichts zur Geschichte beiträgt, hat sich mir nicht erschlossen.

Im dritten Teil, dem großen Finale, fügen sich die Puzzleteile schamlos ineinander. Viel zu gefällig, mit Lücken in der logischen Schlussfolgerung und bedrohlichen dünnen, roten Faden wird nun zwanghaft versucht „Im Namen des Kindes“ einen tieferen Sinn zu geben. So diskussionswürdigen und relevante das eigentliche Thema ist, wird es doch zu sehr überschattet und kam am Ende nicht die notwendige Wirkungskraft entfalten.

Fazit

★★☆☆☆

Verwirrend und oberflächlich lenkt zu viel Füllmaterial vom Kern der Geschichte ab. Schade, da Evelina Jecker Lambreva fachliche Kompetenz für derartige psychische Mechanismen hätte. Angedeutet wird das immer wieder. Doch am Ende ist es ein Fokusproblem. Ein guter Entwurf eines Romans, der noch eine Überarbeitung bedürfen würde, um sein wahres Potenzial zu entfalten.

Während mir „Entscheidung“ der Autorin noch richtig gut gefallen hat (5 Sterne), konnte sie mit „Im Namen des Kindes“ meine Erwartungen nicht erfüllen.

Der Braumüller Verlag hat mir ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!

One Reply to “Im Namen des Kindes – Evelina Jecker Lambreva”

  1. Mikka says: Juni 27, 2022 at 9:03 am

    Hallo,

    danke für die Rezension! Das Buch steht auf meiner Wunschliste, seit ich es in der Vorschau entdeckte, und seitdem warte ich, dass a) meine Bibliothek es reinbekommt und b) dass die Rezensionen eintrudeln. Beides ist noch nicht passiert! Auf Amazon noch keine einzige Rezension.

    Das klingt nicht so gut, wie ich es mir erhofft hatte… Wie schade!

    LG,
    Mikka

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