Kim Jiyoung, geboren 1982 – Cho Nam-Joo

Kim Jiyoung, geboren 1982 - Cho Nam-Joo

Kim Jiyoung ist Mitte Dreißig und hat vor kurzem ihr erstes Kind zur Welt gebracht. Damit sie sich um das Kind kümmern kann, hat sie ihren Job aufgeben. Kim Jiyoung verhält sich zunehmend seltsam. Ihre Persönlichkeit scheint sich aufzuspalten. Das gibt nicht nur ihrem Mann Chong Daehyon Grund zur Sorge und er bringt sie zu einem Psychiater.

Ebenjener Psychiater erzählt die Lebensgeschichte von Kim Jiyoung. Wir starten mit Kim Jiyoungs Geburt im Jahr 1982. Zur besseren Einordnungen erhalten wir Einblicke in die Familienverhältnisse von Jiyoung und die Situation ihrer Eltern. Jiyoung wächst in geordneten Verhältnissen mit zwei Geschwistern auf. Jiyoung ist das Sandwichkind zwischen der älteren Schwester und dem jüngeren Brüder.

Kim Jiyoung, geboren 1982 - Cho Nam-Joo Kim Jiyoung, geboren 1982 - Cho Nam-Joo

Der kleine Brüder wird wie der Königstiger verhätschelt. So zeigt sich schon in frühen Tagen eine Misogynie. Jiyoung versteht das nicht, versucht zu hinterfragen und muss sich letzten Endes doch fügen. Diese Ungleichheit wird Jiyoungs ganzes Leben begleiten. Denn wie es nun mal ist, müssen Frauen immer doppelt so hart arbeiten, um gleich weit zu kommen wie Männer.

Ist das ungerecht? Müssen wir auf diese Tatsache aufmerksam machen und dagegen ankämpfen? Ja, ja und nochmal ja. Doch, und hier sehe ich die größte Schwäche des Buches, werden Bücher wie „Kim Jiyoung, geboren 1982“ daran nichts ändern. Denn Cho Nam-Joo erzählt von einem ganz normalen Leben. Ein Leben wie es auch in Österreich oder Deutschland stattfinden könnte. Vieles liest sich eben „ganz normal“. Die Tatsache, dass dieses „normal“ ungerecht ist, wird dabei nicht angesprochen. Viel mehr bleibt es dem Leser überlassen, die Misogynie zu erkennen.

Fazit

★★☆☆☆

Ich denke zu „Kim Jiyoung, geboren 1982“ werden nur Menschen greifen, die sich ohnehin für die Themen Feminismus und Emanzipation interessieren. Diese Zielgruppe wird die Ungerechtigkeit, die zwischen den Zeilen hervorquillt nur zu deutlich erkennen. Doch all jene, die noch nicht auf das Themen sensibilisiert sind, werden keinen Grund haben zu dem Buch zu greifen. Und sollte es, aus welchen Gründen auch immer, trotzdem passieren, lesen sie eine recht fad Geschichte eines „normalen“ Lebens.

Denn das Buch plätschert so vor sich ohne große Höhepunkte. Scheint die gespaltene Persönlichkeit von Jiyoung zu Beginn des Buch noch wie ein spannender Aspekt, gerät dieser völlig in Vergessenheit nur um von einem großkotzigen, egozentrischen Psychiater im Nachwort noch einmal kurz aufgegriffen zu werden.

Kim Jiyoung, geboren 1982 - Cho Nam-Joo

„Kim Jiyoung, geboren 1982“ zeigt die Alltagsmisogynie für bereits sensibilisierte Menschen immer wieder gut auf, wenn gleich es keinerlei neue Erkenntnisse bringt. Die Geschichte von Jiyoung an sich ist dabei jedoch nicht packend und läuft Gefahr in ein Jammertal abzubiegen.

Wieso „Kim Jiyoung, geboren 1982“ derartige Wellen schlägt und international in höchsten Tönen gelobt wird, kann ich nicht nachvollziehen.

NetGalley und KiWi haben mir ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!

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