Mühlviertler Blut – Eva Reichl

Mühlviertel Blut - Eva Reichl

Die Handlung

Der Liebenauer Pfarrer liegt tot auf seinem Altar, am Hals zwei seltsame Einstichmale. Schnell macht die Nachricht vom Vampirmörder die Runde. Als dann auch noch ein Linzer Weinhändler blutleer mit ähnlichen Einstichmalen gefunden wird, hat Chefinspektor Oskar Stern alle Hände voll zu tun. Denn an einen Vampir will er bei bestem Willen nicht glauben.

Meine Meinung

„Mühlviertler Blut“ stellt den gelungen Auftakt zu einer vielversprechenden Reihe mit Chefinspektor Oskar Stern und Gruppeninspektorin Mara Grünbrecht dar. Inspektor? Heißt das nicht Kommissar? Nein, wir sind in Österreich, genauer gesagt in Oberösterreich und damit gibt es Inspektoren. Um den Kommissar, äh Chefinspektor Oskar Stern nicht zu verärgern, sollten wir darauf tunlichst achten.

Eva Reichl hat die perfekte Mischung aus Einführung der Charaktere für eine Reihe und dennoch den eigentlichen Fall im Vordergrund zu lassen, geschafft. „Mühlviertler Blut“ stellt uns Oskar Stern schon recht gut vor. Wir wissen über einige seiner Eigenheiten Bescheid und haben auch einen groben Einblick in seine Vergangenheit. Dennoch bleibt genug offen, um weitere spannende Regionalkrimis zu schreiben.

Mühlviertel Blut - Eva Reichl

Der Chefinspektor ist vor allem in Liebesdingen sehr unbeholfen. Sterns spontane Verliebtheit in die Liebenauer Wirtin und seine großen Hoffnungen ohne Anhaltspunkte oder Andeutungen erinnern mich an erste jugendliche Verliebtheiten. Die Autorin führt dem Leser Oskar Sterns Verzweiflung in Liebesdingen damit nur allzu deutlich vor Augen.

Mara Grünbrecht ist eine sympathische Frau. Sie erkämpft sich ihren Platz, könnte allerdings manchmal etwas mehr Selbstvertrauen gebrauchen. Dennoch eine tolle Person, die sich vor allem auch wieder im Hinblick auf weitere Mühlviertelkrimis toll weiterentwicklen lässt.

Oskar Stern genießt einen guten Ruf als erfolgreich Chefinspektor. Seine junge Kollegin Mara blickt zu ihm auf und möchte möglichst viel von ihm lernen. Der faktenorientierte Stern und die gefühlsbetonte Mara, auch wenn sie das versucht zu verbergen, wären ein noch viele besseres Team, wenn sich Mara ihren Stärken bewusst wäre und manchmal etwas vehementer auftreten würde.

Obwohl Stern über mehre Jahrzehnte an Erfahrung verfügt, verhält er sich zwischenzeitlich einfach tölpelhaft. Als wäre das nicht schon schlimm genug, schwingt in einem kurzen Abschnitt ein unterschwelliger Sexismus mit. Dieser ist nicht nur einfach widerwärtig, sondern auch zu höchst unprofessionell. Spätestens hier hätte Mara Grünbrecht ein Machwort sprechen müssen.

„Stern deutete der Frau, sie möge sich neben ihn quetschen. Was ihr unangenehm zu sein schien, ihm aber nicht.“
Seite 138

Aufmerksame Leser meines Blogs wissen vielleicht, dass ich erst vor kurzem zu viel Hollywood in Regionalkrimis angekreidet habe. Nun wird sich der ein oder andere fragen „Vampire in einem Regionalkrimi? Wenn das nicht Hollywood ist, was denn dann?“. Und genau  das war auch anfänglich meine Befürchtung. Allerdings schaffte es die Autorin wunderbar, eine sinnvolle und realistische Geschichte mit diesem etwas ungewöhnlichen Setting zu erzählen.

Fazit

★★★★☆

Mehrfach habe ich nun den nächsten Teil  bereits angesprochen. Ja, ich kann es trotz des ein oder anderem Kritikpunkts kaum mehr abwarten, dass es mit dem Ermittlungsgespann weitergeht und hoffe Eva Reichl lässt mich nicht zu lange warten.

Denn vor allem der Fall hat mir super gut gefallen. Die verwirrenden Hinweise, die sich letzten Endes alle irgendwie zu einer logischen Geschichte verweben, sind gut gestreut. Dazu stimmt die Dosis aus privaten Hintergrundinfos der Inspektoren, die zu keiner Zeit den eigentlichen Fall aus dem Mittelpunkt rückt.

Der Gemeiner Verlag hat mir ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür!

Let’s talk

Ein Vampir in einem Regionalkrimi? Realistisch oder doch zu viel Hollywood?

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