Nette Leute mit Hunden – Manfred Koch

Nette Leute mit Hunden - Manfred Koch

Die Handlung

Freundin weg, Job weg, Wohnung weg – David Bauer steht vor dem Abgrund. Durch eine glückliche Fügung kommt er in dieser vermaledeiten Situation im leerstehenden Haus eines Freundes unter. „Nette Leute mit Hunden“ finden sich in seiner neuen Nachbarschaft viele. Doch dann klingelt das Telefon. Eine Frau fleht um Hilfe vor ihrem gewalttätigen Ehemann. Dann wird der Anruf abrupt unterbrochen David beginnt nach der Frau zu suchen und gerät in einen Strudel seiner Vergangenheit.

Meine Meinung

Das Cover des Buches mit den kühlen Farben und dem Siedlunghäuschen spricht mich sehr an. Durch die hohe Hecke wird bereits visualisiert, dass die Menschen, die hier dicht an dicht wohnen, doch nichts von ihren Mitmenschen wissen wollen. Hört man oftmals das klassisch Klischee, dass Bewohner einer Stadtwohnung nicht mal ihre unmittelbaren Nachbarn kennen, ist das in Siedlungen nicht immer anders. Man kennt vielleicht den Namen der Nachbarn, doch möchte man nicht zu viel voneinander wissen oder gar um kleine Gefälligkeiten oder Unterstützung gebeten werden. Außer wenn es um Tratsch und Klatsch geht, daran beteiligt man sich natürlich sehr gerne.

Nette Leute mit Hunden - Manfred Koch

Doch nicht so David Bauer. Er macht sich Gedanken um seine Mitmenschen und möchte vor allem der Frau am Telefon helfen. Denn viel zu oft wurde Frauen in seiner Gegenwart bereits Gewalt angetan. Das hat Davids Beschützerinstinkt geweckt. Doch David steigert sich in seinen Beschützerwahn und sieht bald schon nur mehr Verbrecher und Gewalttäter in seiner Umgebung.

Erlebnisse aus seiner Kindheit und Jugend holen David ein. Gemeinsam versuchen wir mit ihm seine Vergangenheit aufzuarbeiten. Wahrheit und Wahnvorstellungen verschwimmen und es beginnt ein Horrortrip auf der Suche nach der Frau am anderen Ende der Telefonleitung.

Besonders gut hat mir dabei die Szene gefallen in der David einen alten Mann im Bus beobachtet der ein junges, schlafendes Mädchen anstarrt. Schnell verläuft sich David in seinen Wahnvorstellungen. Für ihn ist klar, dass es sich bei dem Mann nur um einen perversen Gewalttäter handeln kann. Um das Mädchen zu beschützten bleibt David im Bus sitzen und beobachtet die Situation weiter. Seine Wut schwillt zunehmend an. Als der Mann dann schließlich aussteigt, bemerkt David, dass dieser blind ist. Eine sehr bezeichnende Szene, die uns deutlich die verschwimmende Grenze zwischen Vorurteilen, Wahnvorstellungen und der Realität aufzeigt.

Alles in allem gefällt mir der abgeklärte, direkte und schnörkellose Schreibstil von Manfred Koch sehr gut. Er zeichnet eine etwas triste Welt in der echte Menschlichkeit Mangelware ist und lediglich als Kostüm für Sensationslust dient. „Nette Leute mit Hunden“ wird immer verwirrender und skurriler was mir letzten Endes zu weit gegangen ist. Glücklicherweise habe ich jedoch Durchhaltevermögen bewiesen und mich durch das dichte Gestrüpp gekämpft. Denn die Mühen werden in einem fulminanten Ende, mit einer mehr als gelungen Auflösungen belohnt. Letzten Endes fügen sich plötzlich alle mühsam aufgebauten Puzzleteile zusammen. Alles was noch so unreal und Davids Wahnwelt entsprungen erscheint, ergibt plötzlich einen Sinn.

Nette Leute mit Hunden - Manfred Koch

Fazit

★★★☆☆

„Nette Leute mit Hunden“ fordert Durchhaltevermögen vom Leser. Die Geschichte beginnt ansprechend und vielversprechend. Zwischendurch verliert sie sich jedoch in zu vielen verrückten Wahnvorstellungen. Doch letzen Endes löst sich alles in einem grandiosen Feuerwerk auf, das Blatt wendet sich und plötzlich wird der Wahn zur Wirklichkeit.

Gekonnt spielt Manfred Koch mit der Wahrnehmung des Lesers und seines Protagonisten und zeigt, dass nichts so ist wie es scheint.

Der Gmeiner Verlag hat mir ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür!

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