Bei einem kleinen Spiel auf Facebook habe ich ein Buch an eine Adresse geschickt und bekam dafür einige Bücher von anderen Teilnehmern des Spiels. Der Aufbau ist ganz einfach und funktioniert nach dem Schneeball-Prinzip. Als ich also schließlich „Dieses Buch gehört meiner Mutter“ aus dem Postkasten holte, war ich erstmals sehr skeptisch und bin nun absolut begeistert.
Erich Hackl erzählt das eindrucksvolle Leben seiner Mutter Maria nach. Dabei nimmt ihr sich die Freiheit seiner Mutter Einsichten oder auch sein Gewissen zu geben. Erich Hackl ist hier ein derart eindrucksvolles Meisterwerk gelungen, dass dem Leser noch Tage nach der letzten Seite nicht loslässt. Ohne Wertung wird erzählt, wie das Leben damals war und wie sie Österreich durch den Nationalsozialismus verändert wurde.
„Die Mutter las im Stehen und Sitzen und fast immer nur zwischendurch, wobei sie stummt die Lippen bewegte.“
Erich Hackl
Die Geschichten sind allesamt sehr kurz und jede einzelne für sich eine wahre Lesefreude. Dabei hat man das Gefühl, die Geschichten aus erster Hand zu hören, als säße die Mutter vor einem und erzählt exakt diese Geschichten.
Als mir meine Großmutter, ein paar Tage nach dem ich das Buch gelesen habe, eine ähnliche Geschichte aus ihrer Jugend mit einer Begegnung mit den Russen erzählte, wurde mir vor Augen geführt, wie real das Buch ist. Trotzallem merkt man auch die Lebensfreude die Erich Hackls Mutter versprühte. Das Leben war anders, aber dennoch kam der Spaß und die Freude nicht zu kurz.
Fernab von schnöden geschichtlichen Erzählungen schaffte es Hackl mit „Dieses Buch gehört meiner Mutter“ ein ganz besonderes Stück dokumentarischer Literatur zu erschaffen. So macht es Spaß sich mit der Vergangenheit zu beschäftigen. Zusätzlich bleiben die Geschichten länger im Gedächtnis und ich reflektiere noch bis heute über das Gelesene.
Fazit:
Ein eindrucksvolles, starkes Buch, das einen Teil österreichischer Geschichte aus ganz persönlicher Sicht erzählt. „Dieses Buch gehört meiner Mutter“ wird mir noch sehr lange in Erinnerung bleiben.
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