Entwurf einer Liebe auf den ersten Blick – Erich Hackl

Entwurf einer Liebe auf den ersten Blick

Der Inhalt

1937 am Krankenbett beginnt die Liebesgeschichte des österreichischen Spanienkämpfers Karl Sequens und Herminia Roudiére Perpiña. Es ist Liebe auf den ersten Blick und schon bald heiraten die beiden. Für Ausstehende mag es überstürzt wirken. Als wüssten die beiden, dass ihn nicht viel gemeinsame Zeit vergönnt ist.

Meine Meinung

Im Zuge des Spanischen Bürgerkriegs 1936 gingen viele Österreicher (circa 1.400) freiwillig nach Spanien um an der Seite der Spanischen Republik gegen das Franco-Regmie zu kämpfen. Auf der Seite der DÖW (Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands) findet man einen mehr oder weniger kurzen Lebenslauf aller 1.400 Freiwilligen. Darunter findet sich auch Karl Sequens und man kann sich Bilder von ihm und Herminia, die teilweise in „Entwurf einer Liebe auf den ersten Blick“ sehr genau beschrieben werden, ansehen.

Sieht man sich in dem Archiv das Foto der Hochzeit von Herminia und Karl an, spricht so viel Freude und Zuversicht aus den Gesichtern der beiden frisch Verheirateten, dass man an die große Liebe unter allen Bedingungen einfach glauben muss. Aber auch das Bild mit ihrer kleinen Tochter Rosa María aus dem Jahre 1938 ist so herzerwärmend, dass man gar nicht daran denken möchte, was das Schicksal für die beiden bereit hält.

Entwurf einer Liebe auf den ersten Blick

Wieder einmal schafft es Hackl mich mit seiner klaren, präzisen Schreibweise zu fesseln. Er erzählt die Geschichte wie sie war beziehungsweise so wie sie aufgrund der teils lückenhaften Fakten vermutlich passiert ist. Dabei bleibt immer transparent was sich mit ziemlicher Sicherheit exakt so zugetragen hat und welche Teile Interpretationsspielraum des Autors benötigt haben.

Und dennoch bleibt „Entwurf einer Liebe auf den ersten Blick“ eine spannende romanartige Lebensgeschichte und keine historische Aufarbeitung. Dabei lerne ich einmal mehr viel über den Krieg seine Schrecken und die teils guten, sowie schlechten Verhaltensweisen der Menschen damals. Denn schließlich war es gefährlich Hilfe anzubieten und man wusste nie wem man wirklich vertrauen konnte. Nicht mal für die eigene Familie durfte man da eine Ausnahme machen.

Mit gerade mal 77 Seiten ist „Entwurf einer Liebe auf den ersten Blick“ ein sehr dünnes Buch. Zusätzlich ist die Schrift recht groß. Somit habe ich das Buch an einem Abend in einem Schwung gelesen. Denn eine Stelle an der man es zur Seiten legen kann und eine Lesepause machen kann, gibt es nicht.

Herminia ist eine bewundernswerte Frau. So schwer ihr das Schicksal mitspielt, beschwert sie sich doch nie. Tapfer geht sie ihren Weg und versucht die Lebensumstände für sich und ihre Tochter Rosa María so angenehm wie möglich zu machen. Durch all die schweren Zeiten trägt sie die Liebe zu ihrem Mann Karl Sequens und die große Hoffnung ihn eines Tages in Wien wieder zu sehen.

Fazit

★★★★★

Erich Hackl macht die Geschichte von Karl Sequenz und Herminia lebendig. Er lässt uns mitfühlen und schafft es, dass ich noch Tage nach dem Verschlingen dieses wunderbaren Buches mit Beklemmung an die Gefühle beim Lesen zurück denke. So ungerecht erscheint die Welt, die diesen beiden und der kleinen Rosa María keine gemeinsame Zeit zugestanden hat.

Let’s talk

Österreichische Spanienkämpfer – Ein Thema das mich beschäftigt und vor allem die Frage, was die Freiwilligen dazu bewegt hat nach Spanien zu reisen und an der Seite der Spanischen Republik zu kämpfen. Warum haben sie dafür so viel riskiert und was ist aus ihnen geworden? Was sind die individuellen Geschichten hinter diesen 1.400 Freiwilligen? Hast du Literaturempfehlungen, die dieses Thema aufgreifen oder kannst du dir vorstellen was die Spanienkämpfer zu dieser Entscheidung gebracht hat?

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