Ich kann dich hören – Katharina Mevissen

Ich kann dich hören - Katharina Mevissen

Die Handlung

Osman ist Musiker. Das Cello ist seine große Leidenschaft. Er spielt gegen Hindernisse aus der Vergangenheit an, die ihre Spuren bis in die Gegenwart tragen. Die Musik ersetzt seine Worte.

Als sich sein türkischer Vater, ebenfalls Musiker, das Handgelenk bricht und seine Ziehtante Elide Deutschland verlassen will, wird es Zeit einige Dinge aufzuräumen.

Ein zufällig gefundenes Aufnahmegerät nimmt Osmans ganze Aufmerksamkeit in Beschlag. Osman nutzt es, um dem Alltag und seinen Sorgen zu entfliehen.

Meine Meinung

Katharina Mevissen schafft mit Osman eine vielschichtige Figur. Auf gerade mal 168 Seiten nimmt sie uns mit auf eine intensive Identitätssuche.

Wie so viele junge Menschen ist auch Osman auf der Suche nach seinem Platz im Leben. Osman ist in Deutschland geboren, spricht kein türkisch und fühlt sich grundsätzlich in Deutschland pudelwohl. Er hat mit den Selbstfindungsschwierigkeiten eines jeden jungen Erwachsenen zu kämpfen.

Die Musik ist seine Leidenschaft. Und gleichzeitig wünscht er sich nichts sehnlicher, als völlig unbeschwert Musik hören zu können. Die Leidenschaft stellt für ihn gleichzeitig einen Fluch dar. Einen Fluch, dem ihn sein Vater in die Wiege gelegt hat. Er war es, der ihn in eine musikalische Laufbahn drängte. Osman hat das Gefühl nie genug zu sein.

Mit grandiosen Metaphern, verdeutlicht Katharina Mevissen, selbst Menschen, wie mir, mit eher weniger Leidenschaft zur Musik, den Schmerz und das Hochgefühl, das Musik bescheren kann.

Ich kann dich hören - Katharina Mevissen

Der Migrationshintergrund und die Suche nach einer geografischen Heimat wird in der Vorgängergeneration mit Osmans Tante Elide und seinem Vater thematisiert. Elide hat ihr Leben und ihre Wünsche für die Kinder hinter angestellt. Glücklich war sie nie und sie ist von einer andauernden Sehnsucht getrieben.

Die voyeuristischen Einblicke in ein fremdes Leben mit Hilfe des Aufnahmegeräts halten den Leser und Osman in Atem. Das schlechte Gewissen in diese intimen, verletzlichen Aufzeichnungen ohne Erlaubnis einzudringen, raubt einen den letzten Nerv.

Besonders gut haben mir die Szenen mit Osmans Mitbewohnerin Luise gefallen. Zwei Ertrinkende, die sich hilflos, angstvoll aneinander klammern und sich so die letzte Bewegungsfreiheit unbewusst rauben.

Es gab einige größere Abschnitte in denen das Buch englisch war. Da englisch für mich kein Problem ist, hat mich das nicht gestört. Die zum Ende hin immer längeren türkischen Passagen empfand ich jedoch als sehr störend. Vor allem, da es im ebook schwierig war zu den Übersetzungen am Ende des Buch zu gelangen. Das ständige hin und her springen hat mich völlig aus dem Lesefluss gerissen.

Fazit

★★★★☆

Katharina Mevissen schafft mit „Ich kann dich hören“ eine intensive Reise auf der Suche nach einem Platz. Eine Suche die sich endlos anfühlt und gerade dadurch ihr Potential und die Dramatik des Lebens an sich offenbart.

Sätze, die wie Musik klingen machen das Buch zur Lesefreude. Wären da nicht die türkischen Passagen, die mich aus dem intensiven Leseerlebnis gerissen haben.

Der Wagenbach Verlag hat mir ein ebook zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!

Let’s talk

Was bedeutet Musik für dich?

Ich höre gerne neben bei Musik. Dabei bin ich gar nicht wählerisch. Meist suche ich mir einfach eine fertige Playlist, die nach meiner Stimmung oder Tätigkeit benannt ist.

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