Die Handlung
Eff ist Mitte vierzig und lässt sich motivationslos durchs leben Treiben. Ausgerechnet Eff wird ausgewählt, um den Prototypen einer künstlichen Frau zu testen. Kira hat ein perfektes Gedächtnis und passt sich schnell an ihre Umgebung an. Aus der Fremdheit wird schnell Freundschaft und beide stürzten sich in eine intensive Beziehung.
Meine Meinung
Künstliche Intelligenzen, Roboter und Co finde ich sehr spannend. Unsere Welt verwandelt sich rasend schnell. Während Marc Elsberg in Helix davon berichtet, wie mittels Genmanipulation die Spezies Mensch immer besser und besser wird, geht Emil Hakl einen anderen Weg und baut eine gänzlich künstliche Frau.
Das erste aufeinander Treffen von Eff und Kira war sehr spannend. Man spürt die natürlich Ablehnung Effs gegen das künstliche Wesen. Gleichzeitig schwingt unterschwellig seine Angst mit. Kira wirkt nicht wie ein Roboter, sondern wie ein schutzbedürftiger Mensch.
Kira und Eff sind sich viel ähnlicher als man im ersten Moment annehmen könnte. Die Suche nach der Liebe, die Sehnsucht nach einer tieferen Beziehungen und die drückende Einsamkeit trotz der neugewonnen Zweisamkeit, liegen schwer über „Kiras Version“.
Das Buch ist in der ersten Person geschrieben. Eine Erzählperspektive, die eher selten gewählt wird. Anfänglich musste ich mich daran gewöhnen. Zeitgleich zieht einen diese intime Erzählweise sofort in die Geschichte und hat mich die nächsten 255 Seiten auch nicht mehr losgelassen.
„Kiras Version“ ist in vier große Kapitel „Subversion“, „Konversion“, „Kiras Version“, „Diversion“ unterteilt. Während „Subversion“, „Konversion“ und „Diversion“ aus Effs Sichtweise erzählt werden, schlüpfen wir in „Kiras Version“ in Kiras Sichtweise. Unabhängig davon bleibt Emil Hakl der Ich-Form treu.
Die vielen kleinen Unterkapitel oder eher grafisch hervorgehoben Absätze sorgen dafür, dass man immer noch schnell ein Stückchen weiterliest.
Der tschechische Autor Emil Hakl lässt seine Geschichte in Prag spielen. Die tschechischen Straßennamen konnte ich mir kaum merken. Auch die ein oder andere Andeutung im Bezug auf bekannte tschechische Persönlichkeiten konnte ich nicht nachvollziehen. Dies hat dem Lesevergnügen jedoch kaum geschadet.
Letzten Endes finde ich die Grundaussage des Buches, die ich an dieser Stelle nicht wiedergeben möchte, um die Spannung beim Lesen aufrecht zu erhalten, gut. Dennoch hätte ich mir gewünscht, dass der Autor eine Spur konkreter wird. Die Angst und der Versuch von Schutzmaßnahmen gegen die Singularität waren greifbar. Klar ist „Kiras Version“ ein Roman und darf somit einseitig sein, doch irgendwie fehlt mir dennoch dieser kleine Funken Hoffnung.
Das Kiras ein künstlicher Mensch ist, ist schnell aufgrund ihrer Anpassungsfähigkeit untergegangen. Gerade im Kapitel „Kiras Version“, in dem wir intensive Einblicke in ihre Gedankenwelt erfahren, wird sie für den Leser zunehmend menschlicher. Die Ängste und Unsicherheiten machen sie dabei nur mehr zu einem der Millionen anderen Menschen auf der der Sinn- und Identitätssuche.
Fazit
★★★★☆
An „Kiras Version“ mag ich besonders die Ich-Erzählsperspektive. Aber natürlich auch das inhaltlich spannende Gedankenexperiment. Wenn gleich mich das Buch mit vielen Fragen oder besser gesagt Unsicherheiten zurücklässt. Emil Hakl hat es auf jeden Fall geschafft ein Gedankenkarussel in mir auszulösen.
Aufgrund der großen Verunsicherung und auch, weil ich mir ein Fünkchen mehr Technik gewünscht hätte, muss ich letzten Endes schweren Herzens einen Stern abziehen.
Der Braumüller Verlag hat mir Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür!
Let’s talk
Da mir die Ich-Erzählsperspektive so gut gefallen hat, freue ich mich über deine Buchtipps, die ebenfalls in der Ich-Form geschriebene sind! Erzähl mir auch gerne welche deine „Lieblings-Erzählsperspeltive“ ist oder achtest du darf vielleicht gar nicht?