Helix – Marc Elsberg

"Helix" - Marc Elsberg

Der Inhalt

Währende eines Staatsbesuch in München stirbt der amerikanische Außenminister. Bei der Obduktion wird auf seinem Herzen ein seltsames Zeichen gefunden.

In Tansania, Brasilien und Indien tauchen robuste Nutzpflanzen und -tiere auf, die es eigentlich gar nicht geben sollten.

Das Ehepaar Greg und Helen Cole bekommt unterdessen in einer Kinderwunschklinik ein schräges, verlockendes Angebot. Der Arzt erklärt, dass sie nicht nur ein Kind bekommen können, sondern auch eines mit genetisch deutlich verbesserten Anlagen.

Wie hängen diese Ereignisse zusammen?

Meine Meinung

Nach „Blackout“ und „Zero“ ist „Helix“ die neueste Dystopie von Marc Elsberg. „Blackout“ zähle ich zu meinen absoluten Lieblingsbüchern. Insofern habe ich mich auf „Helix“ sehr gefreut. Die Gentechnik ist ein Bereich in dem ich mich überhaupt nicht auskenne.

Blackout, Zero, Helix - Dystopien von Marc Elsberg

Die Absätze über Gentechnik und die Beschreibungen wie bzw. womit DNA verändert wurde, sind sehr komplex. Vieles klang für mich schlicht verrückt. Doch es ist schon ausreichend das ein oder andere Wort in die Suchmaschine deines Vertrauens zu tippen und du wirst merken wie viele der beschriebenen Dinge tatsächlich so oder in einer abgewandelten Form bereits gemacht werden.

Marc Elsberg nimmt existierende Verfahren, lässt seine Fantasie spielen und eröffnet damit, unabhängig von jedweden moralischen Bedenken, neue Möglichkeiten. Alles in allem muss ich jedoch gestehen, dass ich so einige dieser wissenschaftlichen Beschreibungen aufgrund meiner fehlenden Vorkenntnis mit der Thematik nicht vollumfänglich verstanden habe. Im Lesefluss hat mich das nicht gestört, wenngleich ich über den ein oder anderen Absatz etwas schneller hinweg gelesen habe.

Blackout, Helix & Zero von Marc Elsberg

„Helix“ teilt sich grundsätzlich in 3 große Handlungsstränge, die die solide Basis der Geschichte darstellen.

  • Jessica Roberts auf der Jagd nach dem Mörder des Ministers
  • Helen und Greg Cole in Kalifornien mit ihrem Kinderwunsch & der Chance ein Designerbaby bzw. ein Baby mit genetischen Verbesserungen zu bekommen
  • Andwele in Tansania und der genmanipulierte Mais

Neben diesen 3 Haupthandlungsplätzen tun sich weitere Nebenschauplätze auf. Wie es für Marc Elsberg durchaus üblich ist, werden Charaktere, die zu Beginn lediglich eine Nebenrolle einnehmen, im Verlauf der Geschichte immer wichtiger und geben dem Buch eine Wendung.

Wie auch bereits in „Blackout“ und „Zero“ ist das Buch in Tag geteilt. Die großen Überkapitel stellen 9 Tage dar. An jedem Tag gibt es zahlreiche kurze Kapitel die von 1 bis 134 durchnummeriert sind. Jedes dieser kurzen Kapitel stellt einen Szenen- und Perspektivenwechsel dar. Am Tag 4, auf Seite 250 von 646 beginnen sich die einzelnen Handlungsstränge langsam zu verweben. Dies wird auch höchste Zeit, da man sich langsam zu fragen beginnt, wo das Ganze hinführen soll.

„Selbst im Westen war Landwirtschaft für viele Menschen noch immer mit dem Bild des romantischen Bauernhofs aus dem Werbespot verbunden, dabei war sie heute im Optimalfall eine der fortschrittlichsten Industrien überhaupt, durchdigitalisiert und -automatisiert.“
Seite 103

Wie so oft gibt es dabei einen Handlungsstrang, der den Leser nicht so sehr anspricht wie die anderen. Bei mir war es in diesem Fall der Teil mit Andwele. Elsberg fokussiert sich in diesem Erzählstrang zu sehr auf die wissenschaftlichen Aspekte. Ich hätte mir gewünscht, dass der Autor mehr auf die Folgen für die Gesellschaft in Europa und vor allem in Tansania sowie mögliche Gesundheitsaspekte durch genmanipulierte Nahrung eingeht. Eine riesen Chance oder gefährliche, versteckte Gefahr?

„Superintelligenz, körperliche Überlegenheit und Attraktivität würden sich verbreiten wie eine Seuche.“
Seite 367

Denn im Hinblick auf die Babies mit genetisch verbesserten Anlagen, gelingt dies Elsberg ganz hervorragend. Im ersten Moment klingt das alles ganz fantastisch. Ja, ich sah zu Beginn nicht mal Argumente, die dagegen sprechen könnten. Etwas was vom Autor auch ganz klar beabsichtig ist. Im Verlauf des Buches, werden die Risiken und Gefahren nach und nach aufgearbeitet und man schämt sich beinahe für seine Kurzsichtigkeit.

Wie in jeder actionreichen Dystopie darf natürlich eine finale Verfolgung nicht fehlen. Dies sind leider immer die Teile von Dystopien, die für mich wenig Mehrwert beinhalten. So mitreißend diese Verfolgungsjagenden auch geschrieben sein mögen, kommt dabei bei mir leider einfach keine Spannung auf. Ein, wie es mir scheint, notwendiges Übel, dass ich für eine gelungene Dystopie gerne in Kauf nehme. Denn sobald die Verfolgung beendet ist, setzt Marc Elsberg mit einem grandiosen Finale noch eines drauf. Ganz langsam und schmerzhaft injiziert er dem Leser einen letzten Gedanken, der uns das Gefühl gibt, wehrlose Spielbälle in einem übergeordneten Spiel zu sein.

"Helix" - Marc Elsberg

Fazit

★★★★☆

Mit „Helix“ begeben wir uns in das breite wissenschaftliche Feld der Gentechnik. Was und wie viel davon ist gut? Marc Elsberg zeigt die ungehörigen Potentialen hinter dieser Wissenschaft auf und macht uns mit Risiken vertraut.

Den im Endeffekt bleibt es uns überlassen ob wir die Technologie nutzbringend und positiv einsetzen wollen oder damit eine ungeheuerliche Zerstörung einleiten. Ein Satz der leicht dahingesagt ist. Denn nach dem Lesen von „Helix“ zeigt sich nur zu deutlich, dass die erste Herausforderung bereits in der Definition von „nutzbringend“ und „positiv“ liegt.

Blanvalet hat mir ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür.

Let’s talk

Ich bin bekennender Fan der Bücher von Marc Elsberg. Ich liebe es wie er sich auf zukunftsträchtige Themen stürzt, diese hervorragend recherchiert und uns die Chancen und Risiken, die in (naher) Zukunft auf uns zu kommen könnten, aufzeigt.

Kennst du die Bücher von Marc Elsberg? Was magst du an Dystopien im Allgemeinen besonders gerne und kannst du mir weitere spannenden Dystopien empfehlen?

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5 Replies to “Helix – Marc Elsberg”

  1. Gabi says: Januar 13, 2019 at 1:37 pm

    Hallo Sabrina,
    Marc Elsberg gehört zu den Autoren, die mich am meisten beeindrucken, weil er wirklich ausführlich recherchiert und seine Ideen für eine spannende Story auf eine solide wissenschaftliche Basis setzt. Mein Favorit ist nach wie vor „Blackout“.
    Ähnliche Wissenschafts-Dystopien und Endzeit-Szenarien (die ich besonders gerne lese, wenn sie auch noch in Deutschland oder wenigstens in Europa spielen) sind „Rattentanz“ von Michale Tietz oder „Sturm“ von Uwe Laub. „Junktown“ von Matthias Oden mischt noch einen düsteren Krimi mit rein. Ohne den wissenschaftlichen Aspekt kommt Michael Schreckenberg aus, denn er konzentriert sich auf die menschliche Komponente und hat noch eine ordentliche Prise Horror-Grusel dabei bei seinen Büchern „Der Finder“ und „Nomaden“, die im gleichen Szenario spielen. Vielleicht kennst Du eines dieser Bücher?
    Ich fand sie alle auf ihre Art lesenswert, aber Marc Elsberg ist doch immer noch derjenige, der den größten wissenschaftlichen Anteil in seine Bücher mischt und sie dadurch so extrem nah an der (möglichen) Realität ansiedelt. Seine Bücher öffnen einem echt die Augen über Dinge, über die man sich wahrscheinlich zu wenig Gedanken macht, weil man sich die Missbrauchsmöglichkeiten gar nicht vorstellen kann.
    Ich habe Helix schon vor 2 Jahren gelesen. Wenn man sich die Nachrichten der letzten Zeit ins Gedächtnis ruft z. B. von diesem chinesischen (?) Wissenschaftler, der Embryos genmanipuliert hat, um sie gegen HIV resistent zu machen und diese Kinder tatsächlich auf die Welt gekommen sind – da wird die Vorstellung, die Marc Elsberg von der Zukunft „verbesserter“ Menschen hatte, doch wirklich heute schon umgesetzt. Was für eine gruselige Vorstellung!

    Liebe Grüße
    Gabi

    1. admin-lesefreude says: Januar 25, 2019 at 12:41 pm

      Hallo Gabi!

      Ich kenne keine der von dir erwähnten Dystopien. Muss ich mir in Ruhe anschauen und das ein oder andere Buch auf die WuLi setzen.
      Auch mein Favorit von Elsberg bleibt „Blackout“.
      Die Frage wie viel man Menschen „verbessern“ darf oder soll, finde ich sehr spannend. Gegen HIV resistent zu sein, klingt im ersten Moment nicht schlecht. Es bleibt zu befürchten, dass es nicht dabei bleibt und die Verbesserungen oder Optimierungen immer weiter gehen. Doch wer gibt dann vor was überhaupt noch eine Verbesserung ist?
      Liebe Grüße
      Sabrina

      1. Gabi says: Januar 26, 2019 at 11:23 pm

        Hallo Sabrina,

        ja, gegen eine HIV-Resistenz z. B. kann man eigentlich nichts sagen, das scheint was durch und durch Gutes zu sein. Aber ob es gewisse „Nebenwirkungen“ gibt, die man weder wollte noch erkannt hat – da habe ich so meine Bedenken. Vielleicht bekommen diese Kinder dafür mit viel größerer Wahrscheinlichkeit Leukämie oder sind anfälliger für Allergien oder was ganz anderes? Es ist ja leider oft so, dass die Menschen nie ganz kompett durchschauen, was sie da tun :-(
        Außerdem teile ich Deine Bedenken, dass es sehr schwer ist festzulegen, was eine „Verbesserung“ ist. Vielleicht werden Eigenschaften „weggezüchtet“, die das Leben erst lebenswert machen, die ansonsten einen super kreativen Menschen hervorgebracht hätten usw. So eine Einflussname wird eben mega schnell missbraucht – weil alles gemacht wird, wenn es gemacht werden kann.
        Da hat Marc Elsberg ein Dauer-Thema aufgegriffen, das uns sicher in Zukunft noch viel beschäftigen wird!
        LG Gabi

  2. Martinas Buchwelten says: Januar 15, 2019 at 7:30 pm

    Liebe Sabrina,
    hier ist sie ja deine rezension. Die hätte ich auf dem Blog tatsächlich übersehen, wenn ich deine Instagrampost nicht gesehen hätte!
    Schön, dass dich „Helix“ mitreißen konnte. Ich finde die Themen von marc Elsberg immer sehr spannend, auch wenn ich manchmal ein paar Hänger beim Lesen habe. Ich freue mich schon auf sein neues Buch, das im februar erscheinen wird.
    Liebe Grüße
    Martina

    1. admin-lesefreude says: Januar 25, 2019 at 12:43 pm

      Hallo Martina!

      Elsbergs neues Buch habe ich ebenfalls bereits ins Auge gefasst. Mir war gar nicht klar, dass „Blackout“, „Zero“, und „Helix“ eine Art Reihe darstellen sollen. Gut, im Februar gibt es ja anscheinend etwas ganz neues.
      Die einzigen „Hänger“ habe ich bei den langen Verfolgungsjagden. Ansonsten konnte mich Marc Elsberg wieder einmal überzeugen.

      Liebe Grüße
      Sabrina

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