Der Mann, der den Tod auslacht – Philipp Hedemann

Der Mann, der den Tod auslacht - Philipp Hedemann

Der Inhalt

Mit seinem Geländewagen reist Philipp Hedemann quer durch Äthiopien. Er berichtet von heilendem Wasser, Aberglauben, Kulturdenkmälern, Sport und einem widersprüchlichen Land, das einem raschen Wachstum unterworfen ist. Ein widersprüchliches aber sehr spannendes Land.

Meine Meinung

Als Vorbereitung für eine bevorstehende Äthiopien Reise habe ich „Der Mann, der Tod auslacht“ gelesen. Und ich muss sagen, dass ich nicht weiß ob das eine gute Idee war. Denn Äthiopien ist so anders als alles was ich bisher gesehen habe. Und das sowohl im positiven als auch im negativen Sinn. So steigt zwar die Vorfreude, aber gleichzeitig auch der Respekt vor der bevorstehenden Reise.

Philipp Hedemann versucht seine Reise möglichst vorurteilsfrei zu starten und dies auch in seinem Buch so wieder zugeben. Er begegnet den Menschen offen und wird meist dafür belohnt.

Der erste Teil des Buches ist sehr vor den religiösen Äthiopiern geprägt. Gerade im Norden des Landes gibt es unzählige Klöster und religiöse Sehenswürdigkeiten. Neben der beeindruckenden Felsenkirche in Lalibela befindet sich in Axum die Bundeslade. Allerdings ist diese sicher verwahrt und lediglich der Hüter der Zehn Gebot darf diese tatsächlich sehen.

Die Äthiopier glauben mit einer tiefen Überzeugung. Diese Gewissheit erleichtern ihnen vieles Leid oder macht es zumindest erträglich. Und obwohl ein derartiges christliches Kulturgut wie die Bundeslade sich in Äthiopien befindet, hat der Aberglaube, die Heilung mit heilendem Wasser (ja selbst HIV kann so geheilt werden, wenn man nur fest genug daran glaubt) und Hexer Hochkonjunktur.

„Schlachte ein Huhn. Wirf es nachts auf das Grundstück deiner Nachbarn. Dann werden sie dich in Ruhe lassen.“ Seite 199

Aktuell ist Äthiopien das 18. ärmste Land der Welt. Der Trend geht bereits seit mehreren Jahren steil bergauf.(Quelle: World Bank Group) Dies merkt man an den regen Bauarbeiten. So ist Addis Abeba eine skurrile Mischung aus Moderne und Mittelalter. Die Wellblechhütten werden zunehmend von Hochhäusern mit modernen Glasfronten verdrängt.

Die Bilder von verhungernden Kindern aus den 80iger Jahren hat sich bis heute in viele Köpfe eingebrannt. Auch wenn dies angeblich der Vergangenheit angehört, leben dennoch viele Äthiopier in Armut. Ein Bauch beziehungsweise auch nur ein leichter Ansatz davon wird allgemein als Zeichen für Wohlstand angesehen. Jeder, der es sich nur irgendwie leisten kann, legt Wert auf drei Mahlzeiten am Tag, die strengsten eingehalten werden.

Der Mann, der den Tod auslacht - Philipp Hedemann

Doch auch die unschönen Dinge lässt Philipp Hedemann in „Der Mann, der den Tod auslacht“ nicht außen vor. Gewalt & Kriminalität stehen für viele an der Tagesordnung. Zwangsehen, weibliche Beschneidungen sowie Kinder die arbeiten anstatt in die Schule zu gehen, stellen weitere Herausforderungen dar. Menschen- und Freiheitsrechte werden vom Staat unterdrückt.

„Die Regierung im fernen Addis Abeba will die Mursi einerseits als Touristenattraktion vermarkten, sie andererseits teilweise umsiedeln: um sie mit den oft ungewollten Vorzügen der Zivilisation zu beglücken und um freie Flächen für Devisen bringende Plantagen zu schaffen.“ Seite 233

Auch wenn internationale Hilfsdienste Äthiopien bei seiner Entwicklung geholfen haben, ist es wichtig den Menschen nicht unsere westliche Lebens- und Denkweise aufzudrängen. Denkt man beispielsweise an die einfach Lebensweise in einem Stamm, wo auch ein glückliches Leben von alten Menschen ganz ohne staatliches Pensionssystem funktioniert, die Menschen sich gegenseitig unterstützen und jeder sich und seine Fähigkeiten in die Gemeinschaft einbringt, kann nicht alles schlecht sein und es wäre fatal diese Stämme in ihre Lebensweise zu verbieten und von heute auf morgen ein anders Leben aufzudrängen.

Ich bin überzeugt davon, das sich Völker in ihrem eigenen Tempo und gerne auch in unterschiedliche Richtungen entwickeln müssen. Zu Schade wäre es unter dem Deckmantel der Globalisierung alles zu vereinheitlichen und ganze Kulturen zu zerstören.

Fazit

★★★★★

Philipp Hedemann bringt mir Vorfreude auf meine anstehende Reise und macht mir Lust, dass alles mit eigenen Augen zu sehen. Gleichzeitig bringt er Respekt für das was mich erwartet. Die Armut, die gänzlich andere Welt.

Hedemann lehrt mich aber auch, dass ein hohes Grad an Anpassungsfähigkeit gefragt ist. So gehört Wasser zu einer Mangelware im Land. Deshalb werde ich versuchen, in meiner Reisezeit besonders sorgfältig damit umzugehen. Nichts davon unnötig zu verschwenden und auch beim Duschen schneller und sorgfältiger damit umzugehen. Etwas, das ja sowieso nie schaden kann.

„Der Mann, der den Tod auslacht“ ist fesselnd geschrieben und gibt dem Leser das Gefühl am Beifahrersitz die Reise mit Philipp hautnah zu erleben. Es zeigt sich einmal mehr, wie wundervoll man mit Literatur fremde Ländern und Kulturen ganz gemütlich von zu Hause aus kennenlernen kann. Dabei steht für mich fest, so sehr ich diese literarischen Reisen liebe, werden echte Reisen dadurch nicht erschätzt. Ich bin unendlich dankbar, dass es mir möglich ist derartige Reisen selbst zu unternehmen.

Die Beschreibungen über Äthiopien in diesem Beitrag sind meine Fazits aus dem Buch. Besonders gespannt bin ich, wie ich Philipps Eindrücke nach meiner eigenen Reise bewerten werde. Natürlich können Eindrücke nie falsch sein, sind sie doch etwas zu tiefst persönliches. Dennoch muss man nicht damit d’accord gehen.

Nicht unterschiedlicher hätten meine persönlichen Erfahrungen und Eindrücke im Iran zu denen von Nadine Pungs sein können, die ihre Reise in „Das verlorene Kopftuch“ festgehalten hat. Meine persönlichen Reiseindrücke zum Iran kannst du direkt hier am Blog in einem ausführlichen Iran-Rundreise-Bericht lesen.

4 Replies to “Der Mann, der den Tod auslacht – Philipp Hedemann”

  1. Petrissa says: September 16, 2018 at 11:43 am

    Liebe Sabrina,

    hier funktioniert es. Ich habe eben nochmal versucht den Südamerika Beitrag zu kommentieren, aber wenn ich da auf Absenden klicke, kommt nur eine leere Seite.

    Deine Rezension hier gefällt mir gut. Ich freue mich, dass Dir das Buch auch gefallen hat. Und ja, es ist natürlich logisch, dass Du es nochmal ganz anders gelesen hast, als ich. Vieles ist mir aus dem Buch noch bewusst (der Glaube, die Genitalverstümmlung, die Flüchtlingslager, die Touris, die die Frauen im Stamm einfach fotografeiren), aber an den Wassermangel kann ich mich gar nicht mehr erinnern.
    Ich bin auf jeden Fall sehr gespannt, was Du berichten wirst!

    Liebe Grüße
    Petrissa

    1. lesefreude says: September 19, 2018 at 5:23 pm

      Hallo Petrissa!

      Das ist ja doof, dass du den Beitrag nicht kommentieren kannst :(

      Danke, dass du mich auf dieses spannende Buch aufmerksam gemacht hast. Ohne dich und ohne deine literarische Weltreise hätte ich es wahrscheinlich nie gefunden :x

      Bezüglich des Wassermangels. Während der Trockenzeit und vor allem im Norden kann es zu Wasserknappheit kommen. Sowie ich das interpretiere ist das allerdings nicht im ganzen Land so. Viele Menschen müssen Wasser von weit entfernten Brunnen holen. Deshalb sind auch Plastikflaschen, die wir (auch als Touristen) achtlos wegwerfen heiß begehrt. Sie sind leicht, halten einiges aus und Wasser lässt sich darin super aufbewahren.

      Liebe Grüße
      Sabrina

  2. monerl says: Juni 27, 2019 at 1:16 pm

    Liebe Sabrina,
    wie siehst du das Buch nun nach deiner Äthiopienreise? Im Buch erzählt der Autor von schrecklichen Hotelunterkünften. Einmal sind sie ja bestohlen worden. Hoffentlich ist euch das erspart geblieben? Habt ihr auch einige Sehenswürdigkeiten, wie den Blauen Nil besucht?
    Es ist ja immer total genial, wenn man solche Bücher im Nachgang nochmals bewerten kann, sobald man das Land bereist und eigene Abenteuer erlebt hat. :-)
    GlG, monerl

    1. lesefreude says: Juni 29, 2019 at 10:25 am

      Hallo monerl!

      Leider habe ich es bis jetzt nicht geschafft, dass Buch wirklich noch ein zweites Mal zu lesen.

      Im großen und ganz kann ich dem Grundtenor des Autos zustimmen, soweit ich mich erinnere. Bestohlen sind wir nicht geworden. Nachdem ich mich an die ungewohnte Nähe der Kinder (Hände halte und ständiges Angreifen) gewohnt hatte, hatte ich keine Angst, dass ich bestohlen werden könnte. Es gibt jedoch bestimmt auch noch unschönere Viertel. Über den Mercato beispielsweise sind wir nur mit einem kleine Bus durch ein paar Gassen gefahren. Dort hätte ich nicht zu Fuß unterwegs sein wollen. Es sind einfach so viele Menschen dort und alles halt ganz anders.

      Hotels waren in Summe okay. Wenn natürlich auch weit von unserem europäischen Standard entfernt.
      Blauer Nil und Co hab ich alles besucht. Ich hoffe, dass ich irgendwann noch dazukomme meinen Reisebericht zu veröffentlichen.

      Liebe Grüße
      Sabrina

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