Oft sind es gerade die Ausflugsziele bei denen man sich nicht wirklich etwas erwartet, die einen dann beeindrucken. So geschehen beim Heimatmuseum in Langenlois, einem wahren Geheimtipp. „Heimatmuseum“ klingt langweilig und angestaubt, doch das muss nicht so sein.
Dass ich überhaupt auf die Idee kam mir das Heimatmuseum in Langenlois anzusehen, ist einer der Vorteile der Niederösterreich Card. Denn mit der Card ist der Eintritt sooft man möchte inkludiert. Bei einem Ausflug in die Gegend habe ich also geschaut, welche Dinge man noch besichtigen kann und so beschlossen mir das Heimatmuseum anzusehen. Eine Entscheidung, die ich nicht bereuen sollte.
Los geht es im ersten Stock mit der Urgeschichte. Diverse Backenzähne, Muscheln und Knochen gibt es hier zu sehen. Und auch die erste Attraktion wartet hier mit einem 3,34 Meter langen Mammutstoßzahn (circa 30.000 v. Chr.) hier auf. Damit ist der große Mammutstoßzahn der größte Mitteleuropas. All die Funde stammen aus und um Langenlois.
Ein kleines Eck ist den Fruchtbarkeitssymbolen gewidmet. Während mir die etwa 25.000 Jahre alte Venus von Willendorf mit ihrer Rubensfigur ein Begriff war, habe ich von der fünftausend Jahre älteren Fanny vom Galgenberg noch nie etwas gehört. Dabei liegen die Fundorte der beiden Figuren gerade mal 25 Kilometer auseinander.
Betritt man den nächsten Raum tritt man eine Zeitreise über mehrere Jahretausende an. Von früh und mittel Jungsteinzeit (5600 – 3900 v. Chr) bis zum Mittelalter (488 – 1492 n. Chr.) erstrecken sich an den Wänden übersichtliche Schaukästen. In der Mitte des Raumes ist ein Frauenskellet aus einem Langobarden-Doppelgarb (600 n. Chr.) aufgebahrt.
Rasch arbeiten wir uns an der Zeitachse entlang. Mit Hausaltären und kunstvollen Kastenbildern geht es weiter. Das Heimatmuseum in Langenlois befindet sich in einem sehr alten Gebäude. Dies sorgt für eine besondere Atmosphäre. Der alte Boden ist ein Schmuckstück für sich.
Im Raum 8 lohnt sich auch ein Blick nach oben. Die gottische Balkendecke wurde aus einem Haus in der Walterstraße, das abgerissen wurde, hergebracht.
Vor jedem Raum gibt es einen Infozettel zur freien Entnahmen. Diese sind grafisch zwar nicht besonders sorgfältig gestaltet, enthalten allerdings die wichtigsten Informationen und sind besonders in den kommenden Räumen sehr hilfreich. So ist es auch für einen Laien möglich in den vielen Ausstellungsstücken die besonderen Schmuckstücke zu finden. Denn ohne den Zettel hätte ich vermutlich das Zunftbild der Wachszieher und Lebzelter, aus flüssigem Wachs gemalt, übersehen und nicht realisiert, dass es sich hier bei um Wachs handelt.
Im Raum mit diversen alten Küchengeräten findet man eine der ältesten Miele Waschmaschinen aus circa 1920. Dabei wirkt sie seltsam modern neben den alten Waschbrettern.
Mit viel Leidenschaft erzählt mir schließlich eine ältere Damen im Erdgeschoss alles mögliche über den Weinbau, das Leben im 19. und 20. Jahrhundert sowie über Langenlois und das Heimatmuseum an sich. So erfahre ich, dass das Heimatmuseum von Freiwilligen mit betrieben wird.
In dem Gespräch mit der Dame, merkte diese an, dass sie heute kaum mehr Ausstellungsstücke zur Verfügung gestellt bekommen. Die Leute schmeißen einfach alles weg. Nicht so wie eine ihrer Kolleginnen, die eine sehr schöne, große Zunftstatue der Weinhauer den „Hl. Urban“ geerbt hat. Da sie selbst privat keine Verwendung dafür hat, hat der Hl. Urban nun einen schönen Platz im Heimatmuseum gefunden.
Ich denke, dass wir heute oftmals den Wert in den für uns alltäglichen Gegenständen für zukünftige Generationen nicht erkennen. Hinzu kommt, dass wir viel mehr haben also die Menschen früher. Somit sind wir gezwungen uns immer wieder von Dingen zu trenne, um nicht in unseren angehäuften Gegenständen zu ersticken.
Let’s Talk
Minimalismus oder lieber alles aufbewahren? Welche Dinge werden wir in 100 Jahren und mehr über unser heutiges Leben in einem Museum bewundern können?
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