Golestan Palast und die Schrifttafeln Ganj Nameh – Iran – Tag 2

Golestan Palast - Iran - Teheran

Das Frühstück führt uns in den sechsten Stock des Hotels. Für europäische Verhältnisse etwas spartanisch mit guter Kirschmarmelade, Fladenbrot, aber auch deftigen Linseneintopf. Von der schönen Dachterrasse sieht man die Berge deren Spitzen noch weiß sind. Von hier kann man gut den Höhenunterschied von 700 m innerhalb von Teheran erahnen.

Iran - Teheran - Ausblick von der Hotel Dachterrasse auf die Berge

Einführung im Nationalmuseum

Bevor die lange Fahrt nach Hamadan los geht, gibt zuerst ein bisschen geschichtliches Hintergrundwissen im Nationalmuseum. Die iranische Platte ist eingeklemmt zwischen der russischen und der arabischen Platte. Somit steht die iranische Platte ständig unter Druck. Dies sorgt für Erdbeben, aber auch für hohes Erdöl- und Erdgasvorkommen.

Iran ist das Land der arischen Völker. Die Perser sind nur eine der vielen Völkergruppen im Iran. Somit ist der Name Iran wesentlich passender als das frühere Persien. Schließlich leben im Iran neben den Persern unter anderem auch Kurden, Azerbaijaner, Armenier, Turkmenen und diverse Nomaden. Dies wird vielen Darstellungen des Königs Darius aus der sassanidischen Zeit, bei denen sein Thorn von 28 Männern, die für die 28 Völker stehen, zum Ausdruck gebracht.

Schriftrollen im Nationalmuseum

Wir sehen Gegenstände der verschiedenen Epochen. Gefäße in aufwendigen tierähnlichen Formen, Steinstempel und -rollen (kleine Steinwalzen die ganz fein gearbeitet sind und beim Rollen detaillierte Bilder ergeben). Aus Susa, Persepolis und Co befinden sich historische Schätze (Statuen, ein großes Wandbild von König Darius, Treppen, …) im Nationalmuseum. Die Vorfreude alle diese Orte in den kommenden Tagen selbst zu sehen steigt.

Neben dem Museum befindet sich ein ehemaliges Kasernengebäude. Breite Straßen in einem iranisch europäischen Stil erbaut, prägen die Straßen. Heute ist dort das Außenministerium, verschiedene Museen, die Malek Nationalbibliothek sowie die Kunstuni. Das Gebäude der Bibliothek fällt mit aufwendigen Muqarnas sofort ins Auge. Während ich jetzt noch beeindruck bin von derartigen Muqarnas, werden wir sie im Laufe der Reise noch zu Genüge sehen. Dennoch werden sie mich jedesmal aufs Neue begeistern.

Muqarnas der Malek Nationalbibliothek in Teheran

Glitzern und Funkeln im Golestan Palast

Zu Fuß geht es durch den Königsgarten zum Golestan Palast. Eine riesige Anlage, die für die Reise des Königs nach Norden als Zwischenstopp gebaut wurde. Weitere Könige bauten nach und nach dazu. Der weiße Marmorsaal ist ein unvorstellbares Prunkwerk. Fotografieren ist leider verboten. Dieses faszinierende Glitzern könnte man ohnehin niemals auf einem Foto festhalten. Manche Dinge muss man einfach mit eigenen Augen sehen. Abermillionen Spiegel wurden in aufwendige Mosaike gebracht. Sie schmücken die Wände und sogar die Decke. Ein unglaubliches Funkeln und Glitzern entsteht.

Golestan Palast - Iran - Teheran

Danach kommt man durch eine Halle mit riesigen Kästen. Jeder Kasten beherbergt Geschenke für den Shah von anderen Länder wie England, Frankreich, Qarta, China und viele mehr. Meist handelt es sich dabei um sehr aufwendige Servicesets mit Etagere, deren Platten beispielsweise von Löwen Figuren hochgehalten werden, sowie  prunkvoll bemalte Teller und Becher.

Auf den bunten Mosaiks im gesamten großen Innenhof sind viele europäisch anmutende Motive und Häuser zu sehen. Die Perser verkauften diverse Schätze, um sich Reisen nach Europa zu ermöglichen. Die Eindrücke dieser Reisen haben sie in den Mosaiks festgehalten.

Plastik über Plastik

Um das Innere des Golestan Palast betreten zu dürfen und den Marmorsaal zu sehen, muss jeder Besucher Plastiktüten über seine Schuhe schnallen. Eine gigantische Umweltverschmutzung. Am Ausgang werden drei große Tonnen bereitgestellt. Bereits kurz vor Mittag sind alle drei Tonne recht gut befüllt. Dies ist nur ein Teil der Plastikverschwendung der Iraner.

So werden Handtücher im Hotel immer in Plastiktüten verpackt bereitgelegt. Auch das Besteck wird meist eingepackt im Restaurant gereicht. Vor dem Essen wird  der Tisch mit einem Plastik Tuch abgedeckt, das nach dem Essen einfach wieder weggeschmissen wird. Beim Essen auf den Teppichen mag dieses Vorgehen vielleicht noch sinnvoll erscheinen, bei einem normalen Glas- oder Holztisch ist es jedoch Umweltverschmutzung.

Lesefreude im Golestan Palast

Modernes Mittagsessen

Das Diamond Cafe repräsentiert die moderne Seite des Irans. Nudeln, Burger, Sandwich und Salate werden hier serviert. Der Ceasar Salad mit toller Käsesoße und ungefähr einem halben Kopfsalat zubereitet, schmeckt herrlich wenngleich die Portion einfach zu groß ist.

Feiner Wassernebel und ein Ventilator sorgen für willkommene Abkühlung.Die Kellnerin lässt, für iranische Verhältnisse gewagt, einige Haare an der Hinterseite des Kopftuches hervorstehen. Wenn gleich die Kopftücher von der Stirn immer weiter nach hinten rutschen und oftmals nur mehr mit Mühe und Not am Kopf befestigt sind, lassen nur sehr wenig Iranerinnen keck die Haare hinten aus dem Kopftuch schauen.

340 Kilometer nach Hamadan

Nach dem Mittagessen nehmen wir die 340 km nach Hamadan in Angriff. Aus Teheran hinaus begleitet uns das übliche Verkehrschaos. Wir kommen durch eine Straße in der lauter Fahrräder verkauft werden. Nach der Bücherstraße gegenüber der Universität ist dies bereits die zweite sortenreine Verkaufsstraße. Dies ist im Iran üblich. Pro Straße wird eine bestimmte Kategorie von Waren verkauft.

Die Landschaft Richtung Hamadan ist keinesfalls kahl. Viele Wiesen, Trauben und weitere Pflanzen durchziehen abwechslungsreich mal flache, mal hügelige Landschaft. Neben Weintrauben wird viel Reis und Getreide angebaut.

Bauern, die Grundnahrungsmittel anbauen erhalten Förderungen vom Staat. So versucht die Regierung die wichtigsten Lebensmittel im Land selbst zu produzieren. Neben den Straßen sieht man außerdem Mohn und Kräuter wie Oregano oder Jasmin.

Iran - abwechslungsreiche Landschaft

In der Entfernung sieht man Städte entlang der gut ausgebauten Autobahn. In den Vorstädten stehen viele idente Wohnhäuser. Bei diesen Hochhäusern handelt es sich um Sozialbauten aus der Zeit von Präsident Ahmadinedschad. Die Bauten wurden sehr schnell und aus billigen Materialien hergestellt. Es floss viel Geld in obstruse Kanäle und Korruption stand an der Tagesordnung.

Teure Autoimports, billiges Benzin

Auf europäisch importierte Autos sind 110% Steuern zu entrichten. Für südkoreanische Autos (Kia, Hyundai) zählt dies nicht und so sieht man diese häufig neben den iranischen Eigenmarken auf den Straßen. Ein iranischer Neuwagen kostet in etwa 8000 €. Er hat aber nicht annähernd die Qualität eines vergleichbaren europäischen Autos. Ein Liter Benzin kostet ca 0,25 €.

Iranische Teekultur

Auf der fünfstündigen Fahrt von Teheran nach Hamadan machen wir eine Teepause. Alle notwendigen Zutaten (heißes Wasser, Tee, Löskaffee und Kekse mit Datteln in einem Teigmantel) haben unser Fahrer und  der Reiseleiter vorsorglich besorgt.

Es sollte nicht die letzte Teepause dieser Art bleiben. Eine sehr angenehme und gemütliche Art für Pausen bei längeren Fahrten. Ähnlich wie in Argentinien erhält man an jeder Tankstelle und in vielen Kiosken heißes Wasser. Die Iraner trinken leidenschaftlich gerne Tee und haben beinahe immer eine Thermoskanne mit. Zudem hat dieser eine sehr angenehme kühlende Wirkung bei den heißen Temperaturen.

Schrifttafeln Ganj Nameh

In Hamadan angekommen fahren wir direkt zu den zwei achämenidischen Schrifttafeln Ganj Nameh. Dabei handelt es sich um in Granit geschlagene Keilschrifttafeln in persisch, elamisch und babylonisch. Diese Tafel waren wichtig für die Übersetzung der Sprachen. Shah war das erste Wort, das im altpersischen entziffert werden konnte. Auf Grundlage dieses Wortes konnte der gesamte Text in altpersische entziffert werden und in weiterer Folge der elamische und der babylonische Text übersetzt werden. Dies brachte enorme Fortschritte in der Übersetzung der Schriftarten.

Steintafeln von Ganj Nameh in Hamadan

Neben den Schrifttafel gibt es einen Wasserfall und viele Stände mit Essen und diversen Kitsch. Es entsteht Jahrmarktfeeling und die Stimmung ist ausgelassen. Der Wasserfall und die Stände und ziehen die Aufmerksamkeit der Iraner mehr auf sich als das Kulturdenkmal.

Freundliche Iraner

Die Iraner sind alle sehr freundlich. “Hello”, “How are you?”, “”Where are you from” und “Welcome to Iran” sind häufig gehörte Phrasen. Der Unterschied zwischen Austria und Australia ist, wie sooft, keinem bewusst. Unser Reiseleiter lernt mir das Wort „Autriche“ (persisch für Austria, aus dem Französischen kommend) und plötzlich kennen die Iraner mein Heimatland ;)

Köstliche Bohnen und Jahrmarktfeeling in Hamadan

Vegetarisches Abendessen

Vom Hotel Baba Taher aus erkunden wir die nähere Umgebung. Es ist mittlerweile bereits stockdunkel und wir haben Hunger. Wir finden ein Lokal, dass wie die meisten Lokal im Keller ist. Die Frage nach einer vegetarischen Mahlzeit bringt den Kellner in Verlegenheit. Mit vielen Erklärungen schaffe ich es schließlich doch etwas zu bestellen. Ich weiß zwar nicht was, bin mir aber sicher, dass es kein Fleisch beinhaltet.

Das vegetarische Menü entpuppt sich schließlich als Salat und gekochten Kartoffeln. Als Vorspeise gibt es Oliven in einer seltsamen eingelegten Paste, die leider nicht meinen Geschmack treffen. Dafür ist das  Malzgetränk mit Apfelgeschmack sehr lecker.

Obwohl man im Iran sehr gut vegetarisch Essen kann, habe ich das Gefühl, dass den Iranern die Bedeutung des Wortes vegetarisch einfach nicht bewusst ist. So bezeichnen die Iraner beispielsweise die herrlichen Falafel auch nicht als vegetarisch.

Reges Nachtleben rund um das Mausoleum

Am Rückweg zum Hotel machen wir einen Abstecher in den Park mit dem Mausoleum des persischen Dichters Baba Taher aus dem 9. – 10. Jahrhundert, nach dem auch unser Hotel benannt ist.

Es herrscht reger Betrieb. Familien picknicken, sitzen beisammen und es laufen auch noch um circa 23 Uhr viele Kinder herum. Heute ist Donnerstag und somit im Islam und auch im Iran der nächste Tag frei (Wochenende). Für mich ist es dennoch ungewohnt, ungeachtet der Kinder, derartig viele Menschen zu dieser späten Stunde in einem Park anzutreffen. Gemütlich auf Decken sitzen die Menschen beieinander, essen, trinken und lachen.

Meine Iran Rundreise

Wissenswertes zum Iran bei Lesefreude

Bücher zum / im Iran

 

5 Replies to “Golestan Palast und die Schrifttafeln Ganj Nameh – Iran – Tag 2”

  1. Monerl says: Juli 11, 2018 at 9:23 pm

    Ach, wie wundervoll, dass du uns so intensiv von deiner Iran-Reise berichtest! Ich habe wirklich das Gefühl, dabei gewesen zu sein! Was ein Traum von Urlaub. Diesen Glitzer-Palast möchte ich auch so gerne mal sehen und erleben. Es gibt so viel Schönheit aus alten Zeiten dort. So schade, dass wir in der Gegenwart durch Politik und Religion so vieles kaputt machen.

    Ich warte schon gespannt auf den nächsten Mittwoch! :-D
    GlG, monerl

    1. lesefreude says: Juli 19, 2018 at 7:44 am

      Hallo monerl!

      Es sieht aus wie tausende glitzernde Diamanten. Wenn man dann bedenkt, dass es sich dabei „nur“ um geschickt angebrachte Spiegel handelt… Einfach faszinierend! Und so viel sei bereits jetzt verraten. Der Golestan Palast ist toll und absolut sehenswert, was diese glitzernden Spiegelmosaike betrifft, kommt aber noch was viel besseres ;)

      Liebe Grüße
      Sabrina

  2. Petrissa says: Juli 20, 2018 at 11:22 am

    Was für ein wundervoller Bericht! Ich genieße es sehr!
    Ich finde es ja toll, wenn man von einer Stadt aus Berge sehen kann! (Hier in der Nähe gibt es nur den Taunus, mit max 870 Metern, aber da muss ich auch ein bisschen fahren, um die Hügel zu sehen. )
    Das dritte Bild – gigantisch!! Wie werden die Mosaike eigentlich gemacht? Weißt Du das zufällig? Also per Hand oder in einer Fabrik aus großen Platten?
    Ist der Palast da hinter dem weißen Vorhang? Und fotografiern darf man nicht, weil…? Schah=Gott? (Ich hoffe, ich blamiere mich mit der Aussage nicht in Grund und Boden.^^) Jedenfalls sind Deine Beschreibungen vom Innenhof… wunderbar. Ich würde das auch zu gerne sehen.
    Das mit dem Plastik ist aber schrecklich. Das Besteck in Plastik? Die schmeißen das Besteck doch nicht weg, oder? O.O
    110% Steuern! Wahnsinn! Darf man eigentlich mit dem Auto in den Iran einreisen? Wäre eine Geschäftsidee. ^^ Mich macht das total traurig mit den Sankstionen, die die normalen Bürger ausbaden müssen.
    Was ist da in dem großen Pott auf dem letzten Bild? Kartoffeln?
    Ich habe bisher auch noch nie was anders gehört, als das die Iraner ausgesprochen nett sind. Daher wundert es mich sehr, was Nadine Pungs geschrieben hat.

    Danke, für den tollen Bericht! Freue mich schon auf Tage 3!

    Liebe Grüße
    Petrissa

    1. admin-lesefreude says: Juli 21, 2018 at 9:11 am

      Hallo Petrissa!

      So viele Fragen :D Ich freu mich wahnsinnig über dein Interesse.

      Bei den Mosaiken (vor allem den alten) wurde alles per Hand gemacht. Heute ist das vermutlich anders. Gerade im Golestan Palast gibt es auch einiges an (Fliesen)Malerei und viel ist der europäischen Lebensweise/Architektur nach empfunden. Es ist mehr oder weniger das Reisealbum der Herrscherfamilie, die hier die Eindrücke ihrer Reisen festhalten hat lassen.

      Hinter dem weißen Vorhang befinden sich die ersten Spiegelmosaike. Der Vorhang gibt dem ganzen eine etwas mystische, tolle Stimmung. Allerdings blenden diese Spiegel bei strahlendem Sonnenschein auch ganz schön und somit ist der Vorhang ganz angenehm.

      Das Fotografierverbot im Inneren bzw. im Marmorsaal hat keinerlei religiöse Gründe. Allerdings muss man sagen, dass man diese Glitzern auch einfach nicht fotografieren kann und es auf den Fotos immer eine Enttäuschung ist. Die Spiegelmosaike leben von den Lichtbrechungen und den leichten Bewegungen des Kopfes. Selbst auf Videos kann man dieses Erlebnis nicht annähernd einfangen. Außerdem wird es nicht gar so streng gehandhabt wie bei uns, wenn ich beispielsweise an das Barockschloss in Mannheim oder ähnliches denke.

      Ich habe nicht kontrolliert was sie mit dem Besteck anschließend machen, aber ich gehe stark davon aus, dass sie es nicht wegschmeißen. Bis natürlich auf einige Fälle wo auch das Besteck selbst aus Plastik war. Da gehe ich davon aus, dass alles direkt in die Tonne wandert.

      In den Iran mit dem Auto reisen ist möglich. Wie schwierig das ist und was da genau zu beachten ist, kann ich nicht im Detail sagen. Claudia und Bernd von „Bodensee Overlander“ haben das bereits gemacht. Klingt in ihrem Bericht nicht wirklich schwierig.

      Das auf dem letzten Bild sind Favabohnen – wahnsinnig lecker. Vorige Woche bei meinem Griechenland-Urlaub in Karpathos habe ich mich wahnsinnig gefreut als ich „Fava“ auf der Speisekarte fand. Leider hat sich herausgestellt, dass es sich in Griechenland dabei um eine Aufstrich handelt. Auch ganz lecker, aber leider nicht so genial wie diese iranischen Bohnen.

      Ich hoffe, ich habe keine Frage übersehen und konnte alles beantworten.

      Liebe Grüße
      Sabrina

  3. Janika says: August 23, 2018 at 8:38 am

    Liebe Sabrina,
    nun komme ich endlich, endlich, endlich dazu, deine Reiseberichte weiter zu verfolgen und bin direkt begeistert. Der zweite Tag klingt so unglaublich schön und so interessant. Ich würde auch gerne einmal in den Iran!
    Alles Liebe,
    Janika

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