Jährlich wird Prag von mehreren Millionen Touristen besucht. Über 7,5 Millionen Übernachtungsgäste konnte die tschechische Hauptstadt 2018 verzeichnen. Die goldene Stadt hat abseits der klassischen Touristen-Hotspots noch viel mehr zu bieten.
Da es sowohl im Beer Museum als auch im Atombunker nur spärliche Beleuchtung gibt, hat sich leider negativ auf die Qualität meiner Fotos ausgewirkt. Dennoch wollte ich dir diese beiden Tipps nicht vorenthalten.
Beer Museum
Where to find: Husova 241/7, 110 00 Staré Město
Eintritt: 200 Kronen (~ 8 Euro) Museum + Verkostung
Das Beer Museum in Prag tituliert sich selbst, als das größte Bier Museum in Prag. Auf zwei Etagen befasst sich das Museum mit der Geschichte des Biers in Tschechien, dem Brauprozess und dem Transport von Bier.
Ein Biermuseum in der Biernation Nummer eins konnte ich mir natürlich nicht entgehen lassen. Vor allem da versprochen wurde, die Geheimnisse hinter dem tschechischen Bier zu offenbaren. Nun, zu gegeben, ich hab viel neues über das tschechische Bier erfahren, warum es so ein Kulturgut ist und derartig viel Bier in Tschechien getrunken wird, habe ich jedoch nicht herausgefunden.
Gut hat mir der Schwerpunkt auf den Transport und die Verpackung des Bier gefallen. Es sind diverse alte Gerätschaften ausgestellt, die zeigen wie das Bier früher abgefüllt wurde oder auch ein altes Gestell zum Trockenen der Flaschen.
Der Höhepunkt ist natürlich die Bierverkostung. Das Ambiente bei der Verkostung ist sehr schön und alleine deshalb lohnt sich ein Besuch. In einem verwinkelten, alten Keller aus dem 13. Jahrhundert, sorgt eine Pubeinrichtung aus dem 19. Jahrhundert für historisches Flair.
Es gibt eine kurze Einschulung in welcher Reihenfolge man die 4 kleinen Biere verkosten soll und ein paar Worte dazu. Auf den Tischen liegen Zetteln mit Infos zu den vier Bieren zum Nachlesen. In Gesellschaft von Puppen, in Kleidung aus der Zeit des Kommunismus, genießt man hier sein Bier und fühlt sich in der Zeit zurückversetzt.
Kommunismus und Atombunker Tour
Where to find: Malé nám. 459/11, 110 00 Staré Město (Treffpunkt & Ticketbüro)
Eintritt: 600 Kronen (~ 24 Euro)
Wenn man schon in einem Ambient wie zu Zeiten des Kommunismus ein Bier trinkt, sollte man sich auch etwas detaillierter mit diesem Abschnitt der tschechischen Geschichte beschäftigen. Im KGB Haus in Riga erhielt ich bereits erste Einblicke in das Leben während des Kommunismus. Da dies unglaublich spannend war, wollte ich mich auch in Prag wieder damit beschäftigen. Und wenn man AKW Zwentendorf bereits von innen gesehen hat, ist es natürlich interessant einen Atombunker zu betreten und zu sehen, wie sich die Menschen von einer nuklearen Katastrophe schützen wollten.
Die Kommunismus und Atombunker Tour von Prague Special Tours startet in der Nähe des Rathaus mit der astronomischen Uhr, auf der Westseite des Altstadtrings in einer kleinen Passage. Die Tickets kann man entweder vorab online kaufen oder direkt dort vor Ort.
Zu Fuß geht man durch die Stadt und sieht sich für die kommunistische Geschichte relevante Gebäude und Straßen an. Dabei kommt man natürlich auch immer wieder an der ein oder anderen zeitgenössischen Sehenswürdigkeit vorbei. So hat uns unser Guide beispielsweise auf den „Hängenden Mann“ von David Černý aufmerksam gemacht, denn wir ansonsten bestimmt übersehen hätten. Denn wann schaut man schließlich schon mitten in der Stadt hoch hinauf zu den Dächern?
Die Herrschaft der Kommunistischen Partei in der damaligen Tschechoslowakei dauerte bis ins Jahre 1989. Zwei Wochen nach dem Fall der Berliner Mauer kam es zur sogenannten Samtenen Revolution. Da die Revolution weitgehend gewaltfrei vonstatten ging und niemand getötet wurde, ging sie unter diesem Namen in die Geschichte ein.
Schließlich fährt man gemeinsam mit der Straßenbahnen ein paar Stationen raus aus der Altstadt bis zu Olšanské náměstí. Nach einem kurzen Fußweg steht man dann auch direkt schon direkt vor dem Eingang zum Atombunker. Die Mauern rund um den Bunker sind heute öffentliche, legale Fläche für Sprayer. Ein 4 Tonnen schweres Tor schützt den Eingang und soll im Falle einer Katastrophe die tödliche Strahlung abhalten.
Insgesamt konnten die Atombunker in Prag 40% der Bevölkerung aufnehmen. Die Plätze wurden nach dem Motto „First come first serve“ vergeben. In dem Bunker, den wir besichtigen ist Platz für 5000 Zivilisten.
Pro Person wird eine Fläche von 1 m2 gerechnet. 200 Personen mussten sich eine Toilette teilen. Schnell wird klar, dass man es unter diesen Bedingungen nicht lange im Bunker aushält. Vor allem wenn man jetzt auch noch bedenkt, dass das Essen aus der Dose kommen sollte und häufig Bohnen enthält.
Deshalb mussten Sicherheitsmaßnahmen getroffen werden. Auf den Toiletten gab es keine Türen. Den Menschen wurde so die Chance auf Privatsphäre genommen. Eingesperrt in einem Bunker mit 4999 anderen Menschen wäre ein Klo ein viel zu verlockender Rückzugsort gewesen. Unmöglich wenn man bedenkt dass 199 andere Menschen ebenfalls das selbe Klo benutzen sollten.
Die Klospülung war lediglich ein kleines, dünnes Schnürchen. Spiegel gab es keine, sondern nur poliertes Metall. Beide Maßnahmen wurden getroffen, um den Menschen keine Utensilien für einen möglichen Selbstmord zur Verfügung zu stellen.
Doch wie lange sollten die Menschen unter diesen Bedingungen mit lediglich 1 m2 Platz pro Person im Atombunker nach einem nuklearen Angriff ausharren? 1-8 Wochen. Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Nach gerade mal 8 Wochen spaziert man gemütlich wieder aus dem Bunker. Vielleicht wird man danach evakuiert. Oder man bleibt und baut die Stadt wieder auf.
Jeder, der sich auch nur einmal am Rande mit atomaren Angriffen und der Halbwertszeit des in der Luft, im Boden und einfach überall befindlichen, radioaktiven Gases beschäftigt hat, erkennt sofort den Wahnsinn.
Aus heutiger Sicht, sollten die Atombunker in Prag niemals dazu da sein, um die Menschen tatsächlich zu retten. Viel mehr waren sie ein Instrument der kommunistischen Propaganda-Maschinerie. Man zeigte den Menschen was der Staat nicht alles für seine Bürger tut um sie zu schützen. Etwas was die USA und andere europäische Länder nicht machten. Ein klassischer Versuch von Brainwashing.
Im atomaren Bunker Museum, sieht man zudem diverse Schutzanzüge. Naja,… was soll man dazu sagen. Das diese Stoff und Plastikfetzen keine Lösung, ja nicht einmal ein verzweifelter Schutzversuch sind, sondern schlicht skurril, ja lächerlich aussehen, ist offensichtlich.
Unser Guide Ladislav war ein älterer Mann um die 60 Jahre. Besonders spannend war, als er uns von seinen eigenen Erfahrungen erzählt hat. In der Schule als kleiner Junge wurde geübt, was im Fall von einem atomaren Angriff zu tun ist. Der Umgang mit der Waffe gehörte von Kindheitsbeinen an zur Schulausbildung. Für die kommunistische Partei war es unumgänglich, dass das Volk – jeder aus dem Volk – kämpfen konnte.
Prag für Buchliebhaber
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