Wir frühstücken auf der Dachterrasse im sechsten Stock mit Blick über Teheran. In der Ferne sehen wir die Berge mit weißen Gipfel. Der Schnee ist in den letzten 14 Tagen deutlich sichtbar zurückgegangen.
Der große Basar
Um 9 Uhr starten wir in den letzten Seiten Tag. Wir fahren zum großen Basar. Der Basar ist in mehrere Straßen gegliedert. Pro Straße bekommt man eine bestimmte Ware. So gibt es eine Gold-, Gewürz-, Schuhe-, Stoffestraße, usw.
Im Gebäude des Basars befinden sich mehrere Moscheen. Wir besuchen die Imam Khomeini Moschee mit großem Innenhof und dem obligatorischen Wasserbecken. Eine Oase der Ruhe inmitten des Mosel in Passau.
Fernsehturm in Teheran
Als nächstes geht es zum Fernsehturm. Von der Spitze soll man angeblich einen schönen Blick über Teheran haben. Leider ist der Fernsehturm im Ramadan geschlossen. Schade, dass wir das nicht vorher wussten und die lange Fahrt durch den dichten Verkehr in den Nord Teherans auf uns genommen haben.
Wir halten bei einem weiteren Basar. Hier im Norden leben die reicheren Teheraner. Der Basar ist wesentlich kleiner und es werden hauptsächlich Lebensmittel verkauft.
Zu Fuß durch Teheran
Gegen Mittag kommen wir wieder im Hotel an und ziehen zu Fuß erneut los. Wir gehen zur ehemaligen amerikanischen Botschaft, die nur ein Straße von unserem Hotel Mashhad entfernt ist. Wir gehen an den Mauern mit den vielen Grafitis entlang und verfallen ins Stauen. Leider ist gerade Mittagspause, aber wir wollen später wieder kommen.
Wir gehen die Taleqani Straße Richtung Westen entlang. Die Taleqani wird beherrscht von Bankgebäuden, Ministerien und Regierungsgebäuden. Bei der Kreuzung Valiasr Straße folgen wir dieser in südlicher Richtung. Selbst im Ramadan bekommt man hier jede Menge zu Essen. Neben diversen Kiosken und Bäckereien haben auch viele Lokale offen. Die plakativen Grills direkt am Eingang sind verwaist. Bei einem Blick ins Innere sieht man jedoch, dass dort Essen verkauft wird. die halb geöffneten Rollläden sind ein untrügliches Zeichen dafür, dass es ihr trotz Ramadan etwas zu essen gibt.
Wir kaufen uns Brioche beim Bäcker. An der Kreuzung zur Enghelab Straße treffen die U-Bahnlinien 3 und 4 unterirdisch aufeinander. Um die riesige Kreuzung zu überqueren müssen wir hinab. Hier ist ein riesiges Drehkreuz und es werden diverse Sachen verkauft. Mit meinen fehlenden Fasi Kenntnissen habe ich keine Chance die vielen Beschriftungen zu lesen. Ich weiß nicht welcher der vielen Möglichkeiten der richtige Weg nach oben ist. Nach ein paar Versuchen klappt es und ich komme bei Stadttheater raus.
Neben dem Stadttheater ist ein großer Park in dem es von Menschen wimmelt. Viele haben sich hier zum Essen zurückgezogen. Ein Park ist offensichtlich kein öffentlicher Ort und essen erlaubt. Wir setzen uns, essen unseren Brioche und beobachten das Treiben. Männer spielen Schach, man trifft sich zum Tratschen und essen, junge Menschen flirten, wieder andere Nutzen ihre Mittagspause für ein Nickerchen.
Plötzlich bricht ein Streit zwischen zwei Männern aus. Rasch laufen viele der Männer zusammen und schlichten den Streit gewaltfrei. Alle sind an einer friedlichen Lösung interessiert. Niemand stachelt die Streithähne an. Alle versuchen sie auseinander zu halten.
Über die Enghelab Straße geht zurück Richtung Hotel. Hier befindet sich ein Schuhgeschäft neben dem anderen. Die Schaufenster sind prall gefüllt. Der Traum jeder Frau könnte man meinen. Doch handelt es sich dabei beinahe ausschließlich um Männerschuhe. Nur ganz vereinzelt entdeckt man bei genauerem Hinsehen Damenschuhe zwischen den polierten und glänzenden Herrenschuhe.
Ehemalige amerikanische Botschaft in Teheran
Wie gehen wieder zur ehemaligen amerikanischen Botschaft. Beim Überqueren der Straße sind wir uns bereits der Rangordnung bewusst – Motorrad / Moped, Fußgänger, Auto. Trotz grün Fußgängerampel rast ein Motorrad zwischen den Autos hervor als wir die Straße überqueren. Eine Frau stürzt und wir bekommen beide einen harten Schlag ab. Irgendwas oder wer ist in dem Gemenge hart gegen meine Knöchel geprallt. Es ist tut, allerdings stellt sich glücklicherweise rasch heraus, dass der Schreck größer als der Schmerz ist. Ja, und auch alle meine Sachen habe ich noch.
Nun aber auf in die ehemalige amerikanische Botschaft. Diese hat 1979 internationale Bekanntheit erlangt. Als 52 amerikanische Diplomaten 444 Tage lange als Geiseln gehalten wurden. Die Amerikaner betriebe Spionage im großen Still, zusätzlich forderten iranische Revolutionäre die Auslieferung von Schah Mohammad Reza Pahlavi. Die Konfliktfelder waren vielfältig, würden allerdings den Umfang dieses Beitrags bei weitem sprengen.
Im Garten der amerikanischen Botschaft gibt es moderne, politische Kunst. Es handelt sich um antiamerikanische und antiisraelische Plakate. Vor allem die antiamerikanischen tragen ein sehr großes Stückchen Wahrheit in sich. Zu dem Konflikt mit Israel weiß ich leider zu wenig und verstehe folglich nicht alle Botschaften.
Die Ausstellung des Inneren ist absolut sehenswert. Vor allem für Menschen mit einem kleinen oder großen Geek-Herz ;) Neben dem Verhörraum sieht man Vitrine mit diversen alten elektronischen Gerätschaften. Man geht durch die ehemaligen Räumlichkeiten und sieht die riesigen Spionagegeräte. Computer aus den 70er Jahren, Geräte zum Schwärzen der Unterlagen und drei riesige Aktenvernichter für Notfälle wie die Stürmung der Botschaft.
Beim Besuch des Museums sollte man sich bewusst sein, dass es natürlich viel Propaganda ist und nur eine Seite der Geschehnisse zeigt. Ganz unabhängig vom politischen und geschichtlichen Aspekt, ist es faszinierend diese alten technischen Gerätschaften zu sehen. Eine Hollywoodverzerrte, amerikanische Sichtweise bekommt man im Film „Cargo“ mit Ben Affleck präsentiert.
Die letzten Stunden
Hinter der Botschaft befindet sich ein öffentlicher Park, den wir für eine kleine Rast nutzen. Das iranische Artforum ist hier zu finden. Kostenlos kann man sich eine moderne, internationale Fotoausstellung ansehen.
Um 20 Uhr treffen wir uns mit den Mitreisenden zum Abendessen. Das Afshar Traditional Restaurant auf der anderen Straßeseite hat die Tore nur halb geöffnet. Allerdings stehen zwei Mitarbeiter die eine Art Suppe oder Eintopf verkaufen vor dem Eingang. Auf unsere Frage hin wird das Tor komplett geöffnet und wir können das Lokal betreten.
Wir hätten unsere Getränke gerne vor dem Essen. Anstelle wie sonst immer gemeinsam mit den Essen. Es stellt sich als schwierig heraus und wird nicht ganz verstand. Dennoch klappt es letzten Endes irgendwie. Das Essen ist super und wie am ersten Abend unsere Iranreise sehr lecker.
Während wir gerade beim Essen sind kommt ein Sänger und singt live mit einem Keyboard iranische Schlager. Leider ist die Musik viel zu laut und eine Unterhaltung nicht mehr möglich. Zu Beginn finde ich die Musik seht spannend, bald hören sich die Lieder sehr ähnlicher an.
Goodbye Iran
Um 23 Uhr ist es soweit. Wir werden abgeholt und Fahren zum Flughafen. Um 3:55 geht der Flieger zurück nach Wien. Eine wunderschöne Zeit im Iran geht zu Ende. Ich habe mich verliebt in dieses Land, das so anders ist und dennoch so viel Herrlichkeiten kulturell, kulinarischen und auch ganz allgemein an Lebensgewohnheiten bietet.
Dennoch will ich nicht alles durch eine rosarote Brille sehen. Zwangsheiraten und gesellschaftliche Herausforderungen, wie Arbeitslosigkeit, Flüchtlinge, Einschränkungen der Medienfreiheit sollen nicht unerwähnt sein.
Eines ist für mich auf jeden Fall. Das Kopftuch als plakatives Beispiel zu dem man schnell eine Meinung haben kann ist eine Farce. Der Iran ist so viel mir und die Rolle der Frau bei weitem nicht so unterdrückt wie uns die Medien gerne glauben lassen. Dass explizit in diesem Fall für den Iran, sowie für den Rest Welt – und damit meine auch Österreich, Deutschland – noch einiges zu tun gibt, steht auf einer anderen Karte.
Ich möchte meinen Reisebericht mit einigen positiven Worten schließen. Besucht dieses wunderschöne Land mit seinen freundlichen, offenen Menschen und lasst auch von dem Traum von Tausendundeiner Nacht verzaubern.
Meine Iran Rundreise
- Tag 1: Auf nach Teheran
- Tag 2: Golestan Palast und die Schrifttafeln Ganj Nameh
- Tag 3: Hegmataneh Ausgrabung & Bisotun Reliefs
- Tag 4: Herrliches Susa und die wohl hässlichste Stadt der Welt
- Tag 5: Über das Zagrosgebirge nach Shiarz
- Tag 6: Ein Tag in Shiraz
- Tag 7: Gigantisches Persepolis, Pasargade & Kreuzgräber
- Tag 8: 570 km nach Kerman
- Tag 9: Lehmzitadellen in Rayen & Prinzengarten
- Tag 10: Die Schweigetürme und das Zurkhaneh von Yazd
- Tag 11: Vom Feuertempel in Yazd über Nain zur Khaju-Brücke in Isfahan
- Tag 12. Der zweitgrößte Platz der Welt in Isfahan
- Tag 13. Von Isfahan über Kashan nach Teheran
- Tag 14. Ein Tag in Teheran – Goodbye Iran
Wissenswertes zum Iran bei Lesefreude
- Die iranische Sehnsucht nach Frieden
- 9 wenig bekannte Fakten über den Iran
- Religion und Ramadan im Iran
Bücher zum / im Iran
- Bijan, Donia - Als die Tage nach Zimt schmeckten
- Orth, Stephan - Couchsurfing im Iran
- Pryce, Lois - Im Iran dürfen Fraue nicht Motorrad fahren
- Pungs, Nadine - Das verlorene Kopftuch
- Satrap, Marjane - Persepolis
- Schafi-Neya, Bita - Freiheit unterm Schleier
- Schafi-Neya, Bita - Gebrauchsanweisung für Iran