Das Frühstück wird im Hotel Akhavan in Kerman nicht in Buffettform, sondern dirket am Tisch serviert. Um 9 Uhr machen wir uns zu den 100 Kilometer entfernten Lehmzitadellen von Rayen auf.
Lehmzitadellen in Rayen
Rayen ist aufgrund seiner Lehmbauweise ähnlich bekannt wie die größere Stadt Bam. Bam wurde allerdings im Jahr 2003 bei einem Erdbeben mit 35.000 Toten weitgehend zerstört.
Die Festung in Rayen hat eine Größe von circa 170 x 150 Meter und ist gut erhalten. Gleich beim Eingang wird man durch einen kleinen Basar geschleust. Es werden diverse Kunstgegenstände, Teppiche und Messer verkauft.
Die Zitadelle ist aus Lehmziegeln und somit sehr witterungsanfällig. Alle 5 Jahren müssen Mauern erneuert beziehungsweise restauriert werden, um diese wunderschöne Zitadelle zu erhalten.
Auf den elf Türmen der Zitadelle hat man einen wunderschönen Ausblick. Man sieht schneebedeckte Berggipfel hinter der Zitadelle. Die Lehmzitadelle wirkt wie eine riesengroßen Sandkastenstadt. In Rayen haben früher 800 Menschen gelebt. Viele der Lehmhäuser kann man betreten. Man merkt sofort die angenehm kühleren Temperaturen in den Häusern. Schade, dass die Menschen überall ihren Müll zurücklassen.
In der Zitadelle gab es reiche, zweistöckige Häuser. Diese befinden sich vom Haupteingang gesehen auf der rechten, hinteren Seite. Ganz hinten ist schließlich der Gouverneur Palast. Der Palast ist in ausgezeichnetem Zustand. In der Mitte befindet sich ein achteckiger Raum. Von hier gehen vier Gänge zu den Repräsentations- und Privaträumen. Auch Sitzgelegenheiten für Wartezeiten gibt es hier. Heute muss man nicht mehr warten. Früher war es jedoch durchaus üblich hier zu warten, bis man empfangen wurde.
Bei jedem der vier Gänge kommt man in einen kleinen Garten. Das Bad in den privaten Räumen ist mit Fliesen ausgestattet. Es wirkt als lege die letzte Benutzung dieser Räumlichkeiten noch nicht lange zurück.
Direkt neben dem Palast befindet sich eine große Säulenhalle für Feste. Im reichen Teil der Stadt gibt es außerdem einen Feuertempel.
Bevor man den Rundgang wieder am Basar beendet, kann man zu einem Kraftplatz hinuntersteigen. Das Hinuntersteigen über die Stufen wird zu Ehren Anahitas gemacht. Zusätzlich ergibt sich auch architektonisch eine kühlende Wirkung für das Gebäude. Der Kraftplatz ist eine achteckige Vertiefung und sieht im ersten Moment wie ein unbefülltes Wasserbecken aus. Es ist allerdings ein Ort um einen iranischen Kraftsport auszuüben, ein sogenanntes Zurkhaneh. In Yazd werden wir ein Zurkhaneh besuchen und den Männer bei dieser fast tanzhaften Ausübung des Sports zusehen. Dazu werden Heldensagen gesungen.
Drogenschmuggel und Flüchtlinge
Den Bag-e Shahzadeh besuchen wir auf dem Rückweg nach Kerman. Auf dem Weg dorthin kommen wir durch eine Polizei- bzw Armeekontrolle. Es wird gegen den Drogenschmuggel aus Afghanistan angekämpft. Im letzten Jahr starben elf iranische Soldaten bei diesem Kampf.
Im Iran gibt es viele Flüchtlinge, die sich hier ein besseres Leben erhoffen. Teilweise fliehen die Menschen aufgrund von Krieg oder den Nachwirkungen (Irak, Pakistan, Kurden). Syrer flüchten weniger in den Iran, da die hohen Berge über die Türkeiroute von Syrien in den Iran nur schwer passierbar ist. Teilweise halten sich die Flüchtlinge illegal hier auf. Es gibt auch viele Wirtschaftsflüchtling, beispielsweise aus Afghanistan im Iran.
Der Prinzengarten / Bag-e Shahzadeh
Der Bagh-e Shahzadeh oder Prinzengarten ist eine wunderschöne Anlage. Stufen führen nach oben zu einem Palast. In der Mitte der symmetrisch angelegten Wege fließt ein breites Wassergefälle. Im Garten entdecken wir Granatapfelblüten. Auch Kirschen- und Quittenbäume wachsen hier.
Im Shahzadeh Garden Restaurant beim Palast essen wir zu Mittag. Dazu nehmen wir in einem gemütlichen Raum mit Teppichen und Polstern Platz. Tische und Stühle gibt es nicht. Wir ziehen unsere Schuhe vor Betreten des Raums aus und setzten uns auf den Boden. Ich esse leckere Melanzani mit Molke. Dazu gibt es Brot und ein (alkoholfreies) Pfirsichbier.
Auf dem Basar
Die Sufi-Garbanlage in Mahan, die rund 30 Kilometer von Kerman entfernt ist, besichtigen wir nur von außen. Sie ist berühmt für die schöne türkis-blaue Kuppel.
Aufgrund des verkürzten Stopps in Mahan bleibt uns auf allgemeinen Wunsch der Gruppe nun noch Zeit für den Basar in Kerman.
Hier wollte uns unserer Reiseleiter nicht alleine hinlassen. Angeblich gibt es in Kerman viele, teils illegale Flüchtlinge und die Kriminalität ist höher als im restlichen Land. Bedroht oder unsicher habe ich mich auch hier keine Sekunde gefühlt. Allerdings wirkt alles etwas unkoordinierter und hektischer, als ich es unter anderem in Shiarz erlebt habe. Im Nachhin bin ich auch sehr froh, dass wir diesen Ausflug gemeinsam gemacht haben. Im Gegensatz zu dem in meinem Reiseführer angegeben kurzen Weg stellt sich die Strecke vom Basar zum Hotel in der Realität doch sehr lange und kompliziert dar.
Um den Basar zu betreten, müssen wir durch oder besser gesagt über eine Baustelle direkt vor dem Eingang. Wir steigen über einen Erdhügel, den Arbeiter in einem Loch unter uns gerade ausheben. Wir kaufen ein Kilo der leckeren, gelben Pistazien, die aus der Gegend kommen und hier besonders preiswert sind.
Im Basar gibt es auch eine Karawanserei, die wir uns ansehen. Sehr schön mit bunten Fliesenverzierungen.
Kalligraphie
Um 18 Uhr treffen wir uns noch mal in der Lobby. Unser Reiseleiter gibt uns eine Einführung in die Kalligraphie. Er schreibt für jeden von uns den eigenen Namen auf einen Zettel. Dazu gibt es ein paar Erklärungen zum Alphabet. Während ich das Alphabet recht schwierig empfinde, sind die Zahlen mit ein paar kleinen Tricks kein Problem.
Geschrieben wird mit Stiften aus Bambusholz. Die Stifte sind unterschiedlich breit und sollen von einem Meister zugespitzt werden. Die Tinte ist aus Kohle und muss dickflüssig sein. Gemischt wird sie mit etwas Tee. Es gibt unterschiedliche Schriften. Von kunstvoll geschwungenen bis ganz eckig.
Abendessen
Für das Abendessen bietet der Reiseleiter an wieder einen Tisch im Hotel zu reservieren. Da das Essen am Vorabend okay aber auch nicht überragend war, möchten wir lieber etwas anders probieren. Außerdem haben wir am Vorabend bereits einige Restaurants in Gehweite gesichtet.
Um 19 Uhr machen wir uns also auf eigene Faust zum 300 Meter entfernten Restaurant Kajan auf. Wir bekommen eine Speisekarte in Englisch und Persisch, die mit Preisen versehen ist.
Die Kellnerin ist wie von Kleinkinderhand und viel zu stark geschminkt. Es ist richtig auffallend bei den ansonsten so modebewussten und sehr hübschen Iranern und Iranerinnen. Die Kellnerin spricht kaum Englisch. Dank der Speisekarte gelingt es uns dennoch recht gut zu bestellen.
Für mich gibt es „Vegetarian Food“. Auch wenn ich keine Ahnung habe, was das sein soll, bin ich zuversichtlich, dass es fleischlos ist. Es stellt sich als sehr leckere Paste heraus, die super gut schmeckt, aber nicht eindeutig identifizierbar ist. Dazu gibt es Reis und frisches Brot vom Bäcker nebenan.
Meine Mitreisenden aus der Gruppe bestellen einen Hammeleintopf. Serviert wird das Gericht in einem kleinen, heißen Keramiktopf. Direkt am Tisch beginnt der Kellner nun sein Werk. Mit einer Zange fasst er den heißen Keramiktopf an. Den Saft leert er in eine Glasschlüssel. Er gibt uns zu verstehen, dass das Fleisch mit den Kichererbsen und Kartoffeln, die im Topf verblieben sind, gestampft gehört. Die beiden möchten allerdings lieber essen ohne alles zu einem Brei zu zerstampfen. Diese kulturell unterschiedlichen Essgewohnten bringen uns zwar verwirrte Blicke des Kellners ein, aber es lässt uns gewähren.
Meine Iran Rundreise
- Tag 1: Auf nach Teheran
- Tag 2: Golestan Palast und die Schrifttafeln Ganj Nameh
- Tag 3: Hegmataneh Ausgrabung & Bisotun Reliefs
- Tag 4: Herrliches Susa und die wohl hässlichste Stadt der Welt
- Tag 5: Über das Zagrosgebirge nach Shiarz
- Tag 6: Ein Tag in Shiraz
- Tag 7: Gigantisches Persepolis, Pasargade & Kreuzgräber
- Tag 8: 570 km nach Kerman
- Tag 9: Lehmzitadellen in Rayen & Prinzengarten
- Tag 10: Die Schweigetürme und das Zurkhaneh von Yazd
- Tag 11: Vom Feuertempel in Yazd über Nain zur Khaju-Brücke in Isfahan
- Tag 12. Der zweitgrößte Platz der Welt in Isfahan
- Tag 13. Von Isfahan über Kashan nach Teheran
- Tag 14. Ein Tag in Teheran – Goodbye Iran
Wissenswertes zum Iran bei Lesefreude
- Die iranische Sehnsucht nach Frieden
- 9 wenig bekannte Fakten über den Iran
- Religion und Ramadan im Iran
Bücher zum / im Iran
- Bijan, Donia - Als die Tage nach Zimt schmeckten
- Orth, Stephan - Couchsurfing im Iran
- Pryce, Lois - Im Iran dürfen Fraue nicht Motorrad fahren
- Pungs, Nadine - Das verlorene Kopftuch
- Satrap, Marjane - Persepolis
- Schafi-Neya, Bita - Freiheit unterm Schleier
- Schafi-Neya, Bita - Gebrauchsanweisung für Iran