Hegmataneh Ausgrabung & Bisotun Reliefs – Iran – Tag 3

Iran - Kermanschah - Taq-e Bostan

Das Frühstücksbuffet im Hotel Baba Taher in Hamadan ist reichhaltig. Es gibt vor allem warme Gerichten, die man bei uns eher bei einem Abendessen servieren würde. Darunter finden sich Bohnen- und Linseneintopf, Kartoffeln, Pommes und vieles mehr. Ich bleibe bei einem klassischen Frühstück nach österreichischen Verständnis. Ein derartig deftiges Essen zu diesen frühen Stunden gefällt meinem Magen nich. Die Karottenmarmelade ist lecker und erinnert stark an Honig.

Wahltag

Heute ist Freitag. Im islamischen Iran ist dies gleichbedeutend mit einem Sonntag bei uns. Heute ist Wahlfreitag. Den Präsidenten kann man im ganzen Land wählen. Nicht nur in seiner Heimatgemeinde wie bei uns üblich. Der Reiseleiter und unser Fahrer wählen in einem Bus vor dem Hotel bevor wir losfahren. Von der Wahl bekommen wir kaum etwas mit. Lediglich am Abend sehen wir im Fernsehen die viel langen Schlangen vor den Wahllokalen im ganzen Land.

Avi Cenna Mausoleum

Zuerst fahren wir zum Avi Cenna Mausoleum in Hamadan. Weder Geistlicher noch religiös wird er trotzdem aufgrund seines medizinischen Wissens verehrt. Am Eingang werden diverse Kräuter für unterschiedlichste Leiden zum Verkauf angeboten.

Iran - Hamadan - Avi Cenna Mausoleum

Avi Cenna schrieb etwa 450 Bücher. Geboren in Usbekistan musste er mehrmals flüchten und immer weiter ziehen. Mit 56 Jahren starb er schließlich in Hamadan. Sein Mausoleum wurde in Zeiten diverser religiöser Regierungen nicht zerstört. Im Gegensatz zu der Zerstörungswut von Kunst und Kultur in iranischen Nachbarländern, waren und sind Zerstörungen aufgrund von Andersgläubigkeit im Iran wenig üblich. Wie bereits beim Azadi Monument in Teheran gesehen, ist es jedoch durchaus üblich den beeindruckenden Gebäuden einfach eine andere Bedeutung zu geben.

Historischer Siedlungshügel Hegmataneh

Eine kurze Fahrt bringt uns zum Hegmataneh Siedlungshügel. Gut erhaltene Lehmmauern wurden hier ausgegraben. Geschützt werden diese vor Wind und Regen mit einem Blechdach. Die gespannten Seile zeigen die einzelnen Quadranten, die die Archäologen bei der Ausgrabung zur Dokumentation benötigen.

Iran - Hamadan - Hegmataneh  archäologische Ausgrabungen

Wegen der Problematik der Haltbarkeit wurden erst wenige Teile des Siedlungshügel ausgegraben. Die Analyse der unterschiedlichen Schichten sind bei einer archäologischen Ausgrabung enorm wichtig. So werden Verbrennungs- und Müllhügel identifiziert und geschichtliche Rückschlüsse über diverse Bauten und Lebensweisen geschlossen. Die Art und Form der Ziegel lässt eine ungefähre Zeiteinteilung zu. Ungewiss bleibt wie viel unberührt und was nachträglich ausgebessert wurde. Ausgrabungen sind immer eine Art von Zerstörung. Möchte man die Schichten unter der ausgegrabenen Stadt erkunden, muss man diese für immer zerstören. Deshalb ist die Dokumentation so enorm wichtig.

Iran - Hamadan - Hegmataneh  - französische Ausgrabung

Ein tiefes Loch zeugt von einer französischen Ausgrabung. Es wurde vielfach versucht die archäologischen Schätze aus dem Iran in andere Länder wie England, Deutschland und Frankreich zu bringen. Auf den Wiesen rundherum blühen zahlreiche Mohnblumen. Im Garten sehen wir einen Walnussbaum und in der Ferne Berge mit weißen Gipfeln. Also landschaftlich viele Ähnlichkeit mit Österreich.

Kangavar – Tempel der Anahita

85 km Fahrt bringen uns nach Kangavar. Hier gibt es riesige Kalksteinblöcke deren Herkunft nicht eindeutig ist. Vermutlich handelt es sich um einen Tempel für Anahita. Anahita ist eine zorastische, iranische Gottheit. Sie ist die Fruchtbarkeitsgöttin und die Göttin des Wasser. Anahita ist in etwa vergleichbar mit der römischen Venus Göttin.

Iran - Lesefreude in Kangavar mit dem Anahita Tempel

Der deutsche Archäologe Ernst Herzfeld (1879 – 1948) hat in Kangavar Grabung durchgeführt und wollte den Tempel wieder aufbauen. Viele Steine sind bereits nummeriert und einige Mauern sind zusammengesetzt. Diese nummerierten Steine wirken wie ein Puzzle und geben auch einem Laien, wie mir, einen guten Einblick, wie ein derartiger Wiederaufbau von statten geht. An einem Ende stehen bereits einige Säulen und man hat einen Blick auf ein Mausoleum aus dem 14. Jahrhundert. Obwohl wenig erhalten ist bzw. wenig wieder aufgebaut wurde, lohnt sich ein Besuch aufgrund des schönen Rundblicks.

Iran Kangavar Tempel

Iranisches Picknick

Meine liebste Form des Mittagessens wird ein iranisches Picknick sein. Bei den warmen Temperaturen die perfekte Stärkung und dazu super gemütlich und lecker.

Es gibt Wassermelone und iranisches, noch warmes Brot frisch vom Bäcker. Ein Traum. Wenn man einmal diese herrlichen frischen, super reifen iranischen Wassermelonen gegessen hat, wird man nie wieder andere essen wollen. Seit meiner Iranreise kann ich keine Wassermelonen mehr essen. Dieses wassrige Zeug, dass bei uns im Supermarkt als Wassermelone verkauft wird, hat nichts mit diesen fantastischen Wassermelonen aus dem Iran zu tun. Aber ich die Wassermelonen in Griechenland sind vergleichsweise trocken. Kein Vergleich zu diesen herrlich saftigen, süßen Gaumenfreuden.

Iran leckeres Picknick mit Wassermelone

Bisotun und das berühmte Darius Relief

Nach weiteren 60 km erreichen wir Bisotun mit dem Darius Relief. Das Relief befindet sich in einem Park. Der große Sarab Quellsee mit vielen schattigen Bäumen lockt auch viel Iraner zum Picknicken nach Bisotun.

Wenngleich das Relief ein bedeutendes Stück Geschichte darstellt und wichtig für die Entzifferung der Schriftzeichen war, da wie bereits Ganj Nameh in altpersisch, elamisch und babylonische, ist die Herkulesfigur nach meinem Geschmack schöner.

Iran - Bisotun - Darius Relief

Man kommt nicht recht nahe an das Relief ran, da es sich weit oben im Felsen befindet. Ohne Frage eine Meisterleistung dieses Relief in circa 50 Metern Höhe circa 520 v. Chr. derart detailliert anzufertigen. Allerdings von hier unten schwer zu erkennen. Zusätzlich verdeckt ein Restaurierungsgerüst Teile des Reliefs. An der Sarab Quelle gibt es Fernrohre. Gegen einen kleinen Obulus kann man so Details des Reliefs sehen.

Der Herkulesfigur wurde der Kopf gestohlen. Er wurde wieder gefunden und befinde sich nun im Nationalmuseum in Teheran, das wir am Vortag besucht haben. In Bisotun selbst ist eine Nachbildung zu sehen. Der plastische Herkules reitet auf einem Relief Löwen. Doch der Kopf ist nicht das einzige, dass dem Herkules gestohlen wurde. Auch seiner Männlichkeit wurde er beraubt. Diese wurde jedoch nicht wieder hergestellt.

Iran - Bisotun - Herkules

Eine geglättete Wand wirkt auf den ersten Blick recht unspektakulär. Erst wenn man die zugehörige „Farhad Tarosh“ Legende kennt, blickt man sie verträumt an. Der sassanidische König und der arme Farhad verliebten sich in die schöne Shirin. Der König versprach Farhad ihm Shirin zu überlassen, wenn er dafür den Felsen verschönert. Als Farhad damit fertig war, sagte man ihm, dass Shirin bereits den König geheiratet hatte. Farhad brachte sich daraufhin um. Dies war jedoch eine Finte und Shirin war nicht verheiratet. Eine tragisch, romantisch Geschichte á la Romeo und Julia.

Iran Bisotun Farhad Tarosh

5 Sterne Luxus in Kermanschah

Zur Übernachtung im Kermanschah checkten wir im 5-Sterne Parsion Hotel ein. Das Hotel ist sehr schön. Die Lobby in Hamadan, mit einem Stern weniger, war jedoch pompöser. Rund ums Hotel ist gerade eine Baustelle. Es handelt sich um ein klassisches Stadtrand Hotel und in den zwei Stunden Pause kann wenig unternommen werden.

Taq-e Bostan – Das nächste Relief

Vor dem Abendessen fahren wir zu den Grotten von Taq-e Bostan. Und obwohl ich mittlerweile bereits einige Reliefs gesehen habe, kann ich mich nicht satt sehen.

In Taq-e Bostan gibt es große beeindruckende Reliefs aus der sassadinischen Zeit teilweise sogar mit Farben. Hier ist auch eine der wenigen Frauen Darstellung im Iran zu sehen. Bei der linken Figur handelt es sich um eine Darstellung von Anahita, die jedoch stark von männlichen Darstellungen beeinflusst ist. Außen sind symmetrisch die ersten Engelsfiguren im Iran zu sehen.

Iran - Kermanschah - Taq-e Bostan

Die Engländer wollten das Relief abbauen und nach London bringen. Als dies nicht gelang, wurde das Relief bombardiert. Das Pferd verlor einen Fuß, der Reiter einen Arm und sein Gesicht. Das Gesicht wurde ohne Gesichtszüge wieder nachgebildet. Diese blinde Zerstörungswut erschreckt mich.

Die Temperaturen sind nun etwas angenehmer. Wie in Bisotun gibt es auch hier wieder eine Quelle. Man kann sehr nahe zu den Reliefs gehen, da sie am Fuße eines Berges sind und sieht die unglaubliche Detailtreu. Lediglich der Quellfluss trennt die Besucher von den Reliefs. Auf den Bergen turnen Ziegen herum und ziehen die Blicke der Besucher auf sich.

Kebab & Falafel Time

Zum Abendessen geht es in ein klassisches, iranisches Kebab Lokal. Wir nehmen auf einem der Teppiche Platz. Hierzu zieht man sich die Schuhe aus und sitzt sich zumeist im Schneidersitz auf das mit Teppichen ausgelegte Holzbrett.

Breites beim Taq-e Bostan hat mich unser Reiseleiter mit einer vegetarischen Alternative bei einem kleinen Straßenhändler versorgt. Während die anderen noch warten müssen gibt es für mich also bereits super leckere Falafel.

Dazu trinken wir ein malziges Bier (Bit). An die Biere mit Fruchtgeschmack könnte ich mich gewöhnen – nicht so süß wie Limonade, erfrischend und etwas herb/würzig.

Der Kebab wird auf Fladenbrot serviert. Das Fleisch sind gehackte Lammrippen und Faschiertes. Die kleinen Knochenstückchen müssen beim Essen entfernt werden. Meist sind die Knochenstückche jedoch etwas größer und man sieht sie gut. Das Essen wurde gelobt und die Atmosphäre auf dem Dach, wenn es langsam dunkel wird, ist toll.

Iran Bisotun Sarab Quellsee

Gepflegte Iraner

Zurück im Parsion Hotel werfen wir noch einen Blick aus dem Fenster des Restaurants im 6 Stock und genießen den weiten Blick über Kermanschah.

Im Zimmer das Drama. Die Zahnpasta steht noch in Hamadan. Doch zum Glück sind die iranischen Hotels bezüglich Toilettartikel hervorragende ausgestattet. Mit Zahnpasta, Duschgel, Shampoo, Zahnbürste, Rasierer, Schuhlöffel,… wird meist mehr geboten als in vergleichbaren westlichen Hotels. Die Zahnpasta ist relativ geschmacksneutral mit einem dezenten Minze Abgang.

Wir resümieren, dass die Iraner egal ob Mann oder Frau, im Durchschnitt gepflegter wirken. Die Damen sind oftmals aufwendig geschminkt. Unreine Haut scheint es nicht zugeben. Kleidervorschriften werden ausgereizt. Männer tragen keine kurzen Hosen. Kurze Oberteile sind jedoch in Ordnung. Auch die Nasenpflaster bereits vollständig verheilter Nasenchirurgie-Nasen konnten wir bereits mehrfach bewundern.

Meine Iran Rundreise

Wissenswertes zum Iran bei Lesefreude

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5 Replies to “Hegmataneh Ausgrabung & Bisotun Reliefs – Iran – Tag 3”

  1. monerl says: Juli 20, 2018 at 10:40 am

    Ich kann mich immer wieder nur wiederholen, wie toll ich diese wöchtentlichen Berichte zu deiner Reise finde! Hoffentlich wird dir das nicht langweilig. Ich lerne viel dabei und mein Fernweh, diese Städte und Landschaften mal in echt zu sehen, steigt permanent. Es ist so toll, dass du das alles erleben konntest und uns nun den Iran von einer ganz anderen Seite zeigen kannst! <3

    GlG, monerl

    1. admin-lesefreude says: Juli 21, 2018 at 8:38 am

      Hallo monerl!

      Danke für deine lieben Worte. Für mich ist es in der Tat eine tolle Gelegenheit mit etwas zeitlichem Druck endlich mein Reisetagebuch zu überarbeiten und in eine (auch für mich) ansehnliche Form zu bringen. Also mitunter auch eine etwas egoistische Aktion :D

      Liebe Grüße
      Sabrina

  2. Klara Holzmann says: Juli 21, 2018 at 7:47 am

    In den Iran wollte ich auch ewig schon einmal fahren!! Ein Land, das vor Kultur übergeht und ein Potenzial in sich trägt, das seinesgleichen sucht. Super Bericht! :-D

    GlG Klara
    http://www.psychobuch.org

    1. admin-lesefreude says: Juli 21, 2018 at 9:33 am

      Hallo Klara!

      Vielen Dank! Ja, wenn du die Chance hast in den Iran zu reisen. Unbedingt machen. Die Reise wird dich so schnell nicht mehr loslassen.

      Liebe Grüße
      Sabrina

  3. Janika says: August 23, 2018 at 8:47 am

    Liebe Sabrina,
    und wieder ein toller Reisebericht! Ich hoffe, dass nach deiner Iranreise noch ganz viele weitere Berichte dieser Art folgen werden. Sie bereiten mir viel Freude! Und ich liebe die Bilder. Sie sind wunderschön und wecken richtige Reiselust in mir.
    Alles Liebe,
    Janika

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