Der Handlung
In Teheran wartet der alte Zod jeden Tag sehnsüchtig auf den Postboten. Wird er heute endlich wieder einen Brief von seiner Tochter Noor aus dem fernen Amerika bringen? Liebe, Wärme, Freude und Brutalität liegen in Zods Leben und seinem Café Leila ganz knapp beieinander.
Meine Meinung
„Als die Tage nach Zimt schmeckten“ ist eine mitreißender (fiktiver) Familienroman über vier Generationen. Im Mittelpunkt steht nicht nur Noor selbst, sondern auch die Lebensgeschichte anderer Familinenmitglieder wird erzählt. Dies gibt uns als Leser einen super Einblick, da wir sehen wie eine Situation von unterschiedlichen, beteiligten Menschen beurteilt wird.
Exemplarisch möchte ich die Situation herausgreifen, als Zod seine Kinder nach Amerika zum Studieren schickt. Es ist sehr spannend in dieser Situation Zods und Noors Gedanken zu erfahren und zu sehen, wie die beiden miteinander umgehen. Auch was in das Verhalten des Gegenübers hineininterpretiert wird, gibt uns als Leser gut Aufschlüsse.
Außerdem wird die Geschichte von Zods Eltern, die von Russland in den Iran ausgewandert sind, erzählt. Dadurch ergeben sich völlig neue Blickwinkel in der Geschichte. Einerseits Einwandern in den Iran, andererseits Jahre später Auswandern zum Studieren. In beiden Fällen gibt es einen Kulturschock und obwohl so viele Jahre zwischen den beiden Ereignissen liegen, ist die Suche nach Anschluss und das Finden von Freunden kein Leichtes.
Als Noor völlig ohne Vorwarnung zur ihren Wurzeln in den Iran reist und dabei ihre 16-jährige Tochter Lily mitnimmt, steht der nächste Kulturschock bevor. Lily spricht kein Wort Farsi und kann mit der persischen Kultur nichts anfangen. Vollkommen westlich bzw. amerikanisch erzogen und aufgewachsen, ist für sie alles fremd. Anfänglich begegnet sie dem Iran, den Menschen und ihren Verwandten mit purer Abneigung. Doch langsam beginnt ihre Fassade zu bröckeln und die Neugierig sowie der jugendliche Leichtsinn siegen.
Noors inneren Konflikt zwischen der Sehnsucht nach der wohl behüteten Kindheit und ihre innere Zerrissenheit waren deutlich zu spüren. Ihre Denkweisen waren gut nachvollziehbar, wenngleich ihre Handlungen für mich nicht immer logisch sind.
Lily hingegen wirkt wie eine verzogene Göre. Völlig blauäugig bringt sie sich und andere in große Gefahr. Erst langsam wird sie zu einer liebenswerten, jungen Person.
Besonders gut haben mir die verträumten Beschreibungen des Café Leilas, vor allem zu seiner Blütezeit, gefallen. Das herrliche Essen habe ich auf der Zunge geschmeckt und die exotischen Düfte schwebten um meine Nase. Diese Beschreibungen sind so voller Leidenschaft und Detailverliebtheit, dass ich sofort wieder in den Iran reisen möchte.
Aber Donia Bijan zeigt nicht nur den weltoffenen Iran und seine liebenswürdigen Menschen, sondern auch die brutalen, gewalttätigen Seiten im Laufe der Geschichte und in der heutigen Zeit. Donia Bijan gelingt hier eine sehr gute ausgewogene Mischung. Die Familie steht im Vordergrund und dennoch lernen wir viel über Kultur, Geschichte und Politik des Landes.
Fazit
★★★★★
„Als die Tage nach Zimt schmeckten“ ist ein absolut lesenswertes Buch. Ein Kultuschock jagt den nächsten. Eingepackt in eine spannende Familiengeschichte lernt man viel über den Iran, aber auch über kulturelle Unterschiede und die Schwierigkeiten diese zu überbrücken.
Einfühlsam und direkt zeigt Donia Bijan die verträumte, wunderbare iranische Welt mit ihrer leckeren Küche, die es auch tatsächlich so gibt. Die Autorin verschweigt dabei aber auch die weniger schönen und gewaltsamen Seiten nicht. So schaffte sie einen wunderbaren ausgeglichen, ehrlichen Roman.
NetGalley und der Ullstein Verlag haben mir ein eBook zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür!
Meine Iran Rundreise
- Tag 1: Auf nach Teheran
- Tag 2: Golestan Palast und die Schrifttafeln Ganj Nameh
- Tag 3: Hegmataneh Ausgrabung & Bisotun Reliefs
- Tag 4: Herrliches Susa und die wohl hässlichste Stadt der Welt
- Tag 5: Über das Zagrosgebirge nach Shiarz
- Tag 6: Ein Tag in Shiraz
- Tag 7: Gigantisches Persepolis, Pasargade & Kreuzgräber
- Tag 8: 570 km nach Kerman
- Tag 9: Lehmzitadellen in Rayen & Prinzengarten
- Tag 10: Die Schweigetürme und das Zurkhaneh von Yazd
- Tag 11: Vom Feuertempel in Yazd über Nain zur Khaju-Brücke in Isfahan
- Tag 12. Der zweitgrößte Platz der Welt in Isfahan
- Tag 13. Von Isfahan über Kashan nach Teheran
- Tag 14. Ein Tag in Teheran – Goodbye Iran
Wissenswertes zum Iran bei Lesefreude
- Die iranische Sehnsucht nach Frieden
- 9 wenig bekannte Fakten über den Iran
- Religion und Ramadan im Iran
Bücher zum / im Iran
- Bijan, Donia - Als die Tage nach Zimt schmeckten
- Orth, Stephan - Couchsurfing im Iran
- Pryce, Lois - Im Iran dürfen Fraue nicht Motorrad fahren
- Pungs, Nadine - Das verlorene Kopftuch
- Satrap, Marjane - Persepolis
- Schafi-Neya, Bita - Freiheit unterm Schleier
- Schafi-Neya, Bita - Gebrauchsanweisung für Iran
Mensch, ich freue mich schon so sehr auf das Buch und bin total glücklich, dass es dir gefallen hat! Habe es ertauscht und nun warte ich darauf, dass es bei mir ankommt. Ich werde dann ganz bestimmt sofort mit dem Lesen anfangen! :-)
GlG, monerl
Hallo monerl!
Ich bin mir sicher du wirst viel Spaß damit haben!
Lg Sabrina